Unnötiges Strapazieren der Ethik
Für das Lösen von Management- und Wirtschaftsfragen wird derzeit fast ausschliesslich die Ethik bemüht. So etwa für Manager-Boni, neoliberale Gewinnmaximierung, Shareholder-Value, Spekulantentum, Social Responsibility und dergleichen. Das ist unnötig und meistens wenig überzeugend. Dafür ist die Ethik aber viel zu kostbar.
Solche Fragen löst man weit besser mit Logik, statt mit Ethik.
Für die Manager-Boni steht ein neues Bemessungssystem u. a. seit längerem in meinem Corporate Governance-Buch. Mit der Anwendung meiner 6 Schlüsselgrössen für das gesunde Unternehmen kommt man zu einer sowohl wirtschaftlich als auch ethisch neuen und alle Anliegen völlig zufriedenstellenden Lösung.
Dort stehen auch Lösungen für die anderen obigen Fragen. Wir sollten die Ethik nicht verbrauchen für so banale Probleme, wie Managereinkommen, sondern sie reservieren für die wirklich grossen Menschheitsfragen, wie z. B. die Genetik.
Sehr geehrter Herr Fredmund Malik, welche Ihrer derzeitig gesammelten Erfahrungen veranlasste Sie zu diesem Artikel? Ich dachte das Thema wäre abgearbeitet? Die Menschen um das Thema Ethik zu informieren, diese unter einer dynamisch, als wohl global gedachten Idee zu begreifen, ist so mühsam wie mit einem Sieb das Wasser eines Flusses in ein anderes Gefäß zu übertragen, wobei ich damit Denk- und Vorstellungswelten anspreche. Sprechen wir also machbares an! Nun, das Thema Logik ist ein interessanter Einwurf? Welche Logik benötigen wir, außer kybernetischem Regelwerk? Ist es nicht gerade in den „Rechtswissenschaften“ und „Finanzwissenschaften“ so, dass genau dieses komplexe Regelwerk geschaffen… Weiterlesen »
Das Thema Ethik ist in der Wirtschaft aktueller denn je. Immer mehr Leuten dämmert es, dass mit vermeintlichen Grundfesten des Wirtschaftens etwas nicht stimmen kann. Dazu gehören z. B. der Shareholder-Value-Ansatz, die Gewinnmaximierung und die Manager-Boni.
Mit ihren Zweifeln haben die Menschen recht, aber die Lösungen für diese Fragen erfordern keine Ethik, sondern eine andere Lenkungslogik. Wer statt auf den Shareholder-Value zu schauen, sich am Customer Value ausrichtet, hat das Problem bereits gelöst.
Lieber Herr Malik, ich bin auch der Meinung, dass in erster Line eine andere Lenkungslogik not tut, ethische Ansätze bleiben sonst im Gutgemeinten stecken. Trotzdem habe ich zwei Bemerkungen dazu: 1. Ethik als solche ist vermutlich dadurch entstanden, dass Menschen in komplexen Gesellschaften immer wieder einen Hang zu einer kurzschlüssigen, überheblichen „Logik“ entwickeln. In der Natur würde bekanntlich keine Maus eine Mausefalle konstruieren, und nur ein Vulkan beim Ausbruch würde sich eine „winner takes it all“ Logik leisten können. So gesehen ist Ethik eher die derzeit verloren gegangene Grundlage, um funktionierende Vorgehensweisen von letztlich (selbst)zerstörerischen unterscheiden zu können. 2. Managereinkommen… Weiterlesen »
Für die allerwichtigsten, existenziellen Fragen der Menschheit brauchen wir auch Ethik, das ist richtig. Damit sind aber extrem schwierige Fragen verbunden, unter anderem: Welche Ethik und wessen Ethik und Ethik für wen? Daher plädiere ich dafür, überall dort die Logik zu verwenden, wo dies möglich ist, und nicht schon von allem Anfang an die Ethik zu bemühen und auch zu verbrauchen. Man wird sehen, dass die Logik sehr viel weiter reicht, als die meisten sich vorstellen können. Wenn wir am Ende der Logik sind, brauchen wir eine Ethik, die noch nicht für Banalitäten abgenutzt ist. So ist es z. B.… Weiterlesen »
Lieber Herr Malik, ich möchte eine weitere Perspektive in dieses Thema bringen. Sollten ethische Werte nicht als Grundlage für das Handeln der Manager (und den Rest der Menschheit) gesehen werden? Und ich meine hier basics wie Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, Respekt und Nicht-Verletzen, Demut als Gegenpol zum Ego., für die ganz Mutigen vielleicht sogar noch Nächstenliebe. Wenn diese Werte unser Denken und Handeln bestimmen, dann ist es aus Sicht der Ethik letztlich egal ob ich shareholder-value Ansätze oder customer-value Ansätze verfolge, ich handle ethisch korrekt. Der Unterschied liegt nur mehr im betriebswirtschaftlichen Ansatz. Ich fürchte jedoch, dass diese einfachen ethischen Prinzipien… Weiterlesen »
Ethische Werte sollen die Grundlagen unseres Handelns sein, da haben Sie Recht. Nun geht es mir nicht in erster Linie um die Menschen im allgemeinen, denn da bin ich zu wenig kompetent, sondern um das Handeln von Führungskräften, also um die Grundlagen für Richtiges und Gutes Management. In meinen Management Systemen sind das im Kern die Werte Leistung, Vertrauen, Professionalität und Verantwortung. Nur wenn diese Werte stimmen, können andere noch hinzukommen. Daraus ergibt sich, dass Shareholder Value falsch ist und Customer Value richtig. Denn wer zufriedene Kunden hat, wird auch den Shareholdern ihren guten Teil geben können, umgekehrt geht es… Weiterlesen »
Lieber Herr Tesch, darf ich auch versuchen zu antworten? Mit dem shareholder value und anderen Fehlanreizen funktioniert ethisches Verhalten eben nicht. Man muss einen Unterschied machen zwischen dem guten (ethischen) Willen und Methoden, die tatsächlich funktionieren. Wenn Sie zu schnell in die Kurve fahren, auf die Gegenfahrbahn geraten und mit Ihrem SUV die Menschen in einem kleineren Fahrzeug töten, hat das nichts mit Ihren ethischen Grundsätzen zu tun, sondern schlicht mit Gesetzmäßigkeiten (in diesem Fall den Naturgesetzen). Nun hat die „neoliberale“ Ideologie der letzten Jahrzehnte ja gerade die Ethik für überflüssig erklärt. Es herrschte der Glaube, daß es allen besser… Weiterlesen »
Die neoliberale Logik führte zur grössten geschichtlichen Fehlllokation von Resourcen, weil sie die falschen Zwecke und Ziele des Wirtschaftens vorgibt und daher die Wirtschaftsführer systematisch zu Fehlentscheidungen veranlasst. Sie ist investitions- und innovationsfeindlich. (Alle Beweisführungen auch zum Folgenden in meinen Büchern). Die richtige Logik des Wirtschaftens ist: 1. Der Zweck des Unternehmens ist es, einen zufriedenen Kunden zu schaffen, also Customer Value zu kreieren. 2. Im Mittelpunkt dürfen weder Share- noch Stakeholder stehen. Der Kunde ist kein Stakeholder, weil er keine Interessen am Unternehmen hat, was die Definition von Stakeholder ist. 3. Im Mittelpunkt muss statt dessen das marktwirtschaftlich verfasste… Weiterlesen »
Es ist natürlich vollkommen richtig, daß soziale Wohltaten nicht die Aufgabe von Unternehmen sind. Das wäre ein vergebliches Herumdoktern an Symptomen, während die Grundrichtung nicht stimmt. Zumal die meisten betroffenen Menschen gar keine sozialen Wohltaten wollen und brauchen, sondern eine Teilhabemöglichkeit als wirtschaftliche Subjekte. Der fundamental ethische Impetus der Kritik von unten kommt wohl aus dem Eindruck, daß die derzeitigen „Zwecke und Ziele des Wirtschaftens“ in der Vernichtung der Existenz vieler Menschen bestehen. Von oben, von Managerseite aus, läßt sich das aber eben nicht durch Kosmetik ändern, auch wenn das ethische Grundproblem inzwischen gesehen wird. Ich glaube, ich ahne allmählich,… Weiterlesen »
Frau Igel, vor der Ethik warne ich nicht, denn wir brauchen diese ja dringend. Sondern ich zeige auf, aus welchen ganz anderen Richtungen weit schneller und wirksamer Lösungen kommen können, als durch Diskussionen über Ethik, in der ohnehin nur wenige Personen sich wirklich auskennen. Denn wer hat schon Kant und alle die anderen wirklich gelesen. Andererseits kenne ich niemanden, der sich zwar wohl in Ethik auskennt, aber gleichzeitig auch noch in Unternehmensführung, in den komplexen Problemen der Finanzmärkte, und auch z. B. in den Bonifizierungsfragen für Topmanager. Beides ist ja nötig, um Lösungen zu finden. Die Unternehmensführung ist mein Lehr-,… Weiterlesen »
Hallo Herr Malik, zu Recht merken Sie an, dass Ethik-Räte und -Kommissionen nicht der richtige Weg sind, um logisch und sachlich zu behandelnde Themen erfolgreich zu bearbeiten. Die in letzter Zeit häufiger von der Politik eingesetzten Ethik-Runden haben nach meiner Wahrnehmung auch weniger einen „Werte-Findungs-Auftrag“ erhalten, als dass sie vielmehr Kompromiss- und Konsensempfehlungen für ihre Auftraggeber ausarbeiten sollten. In der Unternehmensführung gibt es genügend Aspekte, die ganz klar richtig (dauerhaft wertschaffend), oder eben auch falsch (wertvernichtend, z.B. Shareholder Value) sind. Der Versuch, diese Logik (oder meinetwegen auch Gesetzmäßigkeiten) der Betriebswirtschaft durch ethikgetriebene Kompromisse oder Konsense zu ersetzen, ist sicherlich ein… Weiterlesen »
Ich habe nicht den Eindruck, dass die Ethik bei Fragen der Wirtschaftsführung gross diskutiert werden muss. Die ethischen und moralischen Grundsätze sind in diesem Bereich weitestgehend klar ausgeprägt und formuliert. Zum Beispiel würden die meisten Menschen sagen, dass es nicht in Ordnung ist, wenn jemand unverdient viel verdient (Manager-Boni), ein Unternehmen zwar Gewinn macht, aber die Mitarbeiter unwürdig behandelt oder schlecht bezahlt (Gewinnmaximierung) werden. Darüber braucht man keine ethische Grundsatzdiskussion mehr führen, die meisten Menschen, selbst die, die diese Grundsätze verletzen (ohne sich dies einzugestehen), stimmen diesen zu. Eine ethische Grundsatzdiskussion wäre z.B., wenn man die Frage in den Raum… Weiterlesen »
Wie weit es mit der Ethik bzw. dem Verlassen des ethischen Pfades beim Homo Ökonomibus hin ist, könnte dieser Textausschnitt deutlich machen: „Kapital“, sagt der Quarterly Reviewer, „flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300… Weiterlesen »
Ein bisschen in die Jahre gekommen, aber es sind Meinungen, die weiterhin vertreten werden.
Sehr geehrter Herr Malik, folgende Fragen beschäftigt mich schon seit einiger Zeit in Bezug auf die Wechselwirkungen von Managementverhalten und gesellschaftsfördernde Ethik: 1.) Ist ein „hippokratischer Eid“ für den Homo Oeconomicus als Elemetarer Grundsatz für die erste Managementposition / lebenslange Ausübung einer Führungsaufgabe in Unternehmungen / in der Gesellschaft durchsetzbar? 2.) Wie müsste dieser Ihrer Ansicht nach ausgestaltet sein, damit er weltweit Akzeptanz findet? 3.) Ist beim Verstoß des geleisteten Schwur, ein lebenslanges Berufsverbot ethisch vertretbar? Ich möchte zu den drei Fragen bewusst keine weiteren Randbedingungen hinzufügen, um dem Freigeist keine einschränkende Bürde auf weitere Themenverknüpfungen aufzuerlegen. Ich freue mich… Weiterlesen »
Ohne eine dementsprechende Ausbildung – wie eben bei Ärzten – würde ein solcher Eid selbst dann keinen Sinn haben, wenn er durchsetzbar wäre. Denn die meisten Manager haben ja – zurecht – kein Unrechtsbewusstsein, und zwar deswegen, weil sie nur das tun, was sie an den Business Schools als Best Practice gelehrt wurden. Damit sind auch Ihre Fragen 2 und 3 beantwortet. Zu ändern sind die meisten der Business Schools rund um die Welt. In China z. B. wird das bereits erkannt. Aber das wird aus vielen Gründen nicht möglich sein, also wird es sie noch lange geben. Vermutlich werden… Weiterlesen »
Sehr geehrter Herr Malik, zu aller erst vielen Dank für Ihre Antwort. Mich überrascht allerdings, diese ausweichende / farblose Argumentationslinie zum Gedankenexperiment. Ich denke, ich verstehe/ teile Ihren Standpunkt in Bezug auf den heutigen Standard im Management. Ich hatte mir jedoch erhofft, dass Ihre Antwort differenzierter / vielschichtiger in Bezug auf zukünftige Standards / Eckpfeiler des Managements ausfällt. Wo keine Nachfrage ist, reguliert sich meistens der Markt schon von selbst – diese Antwort ist grundsätzlich immer richtig. Beantwortet aber nicht die Frage / Fragen in Ihrem Kern. Denn wenn der Ausspruch stimmt, dass das Ganze mehr ist als seine einzelnen… Weiterlesen »
Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen. In meinen Ethik-Eintrag, auf den Sie antworten, stehen die nötigen Hinweise auf meine Bücher. Dort sehen Sie, dass ich mit meinen Lösungen ganz andere Wege gehe als mainstream, der ja massgeblich an der Krise ursächlich ist. Den Märkten hat man ihre Lösungskraft durch die neoliberale Deregulierungsmanie weggenommen und daher sind diese als Lösungen nur noch sehr eingeschränkt tauglich. Sie müssen fundamental reformiert werden. Aber selbst dann genügt es nicht. Das Kernproblem, nämlich die Paralyse der bisherigen Organisationen, kann nur durch grundlegend neue Management-Systeme beseitigt werden, die auch die Strukturen und vieles mehr umfassen.… Weiterlesen »
Sehr geehrter Herr Malik Zu den vorgängigen Meinungen, möchte ich ebenfalls etwas anmerken. Ich denke einigen ist garnicht klar was Ethik bedeutet bzw. wie gross dieses Feld eigentlich ist. Wie sieht es aus mit Begriffen wie Moral (es gibt mehrere Moraltheorien) oder Sitten und Gebräuche – . In Ihrem Buch „RICHTIG DENKEN-WIRKSAM MANAGEN“ (Welches ich übrigens sehr gut finde und fast nicht mehr aus den Händen gelegt habe) werden Wörter wie Wert oder Vision anders ausgelegt als z.B. in dem Buch Ethische Entscheidungsfindung von Bleisch/Huppenbauer. Ich halte eine gute Mischung aus logischem Denken und eine wertschätzende Haltung gegenüber unseren Mitmenschen… Weiterlesen »
Im Grunde kann man einen guten Teil der Ethik in ihrer praktischen Anwendung auf das Handeln von Führungskräften so formulieren: Richte niemals wissentlich Schaden an. Es ist der Kern des mehr als 2000 Jahre alten hippokratischen Eides. Der Satz hat breite Implikationen und hilft ein gutes Stück weit. Oder besser gesagt: Dieser Satz genügt vielleicht nicht in jeder Situation, aber ohne diesen Satz ist es kaum denkbar zu einer brauchbaren handlungsleitenden Ethik im Management zu kommen. Natürlich lohnt es sich auch, Kant und Hume zu lesen; ich selbst habe auch viel von Karl Popper und Friedrich von Hayek gelernt (von… Weiterlesen »
Sehr geehrter Herr Prof. Malik, Liebe Forumsteilnehmende, Ich würde gerne einen Gedanken einbringen: Prof. Malik hat einmal angemerkt, dass Kybernetik die Wissenschaft des Funktionierens und Management die Praxis des Funktionierens sei. Nach dem, was ich seinerzeit in Philosophie gelernt habe, könnte man in Analogie hierzu festhalten, dass Ethik die Wissenschaft von (etwas profan gesagt) „Gut und Böse“ sei. Und auch hier braucht es ein praxisbezogenes Gegenstück: die MORAL. Was heisst das nun? Nun, dass – wie Herr Linse weiter oben richtig festgestellt hat – es heute nicht in erster Linie eine Debatte über die verschiedenen ethischen Philosophien braucht, sondern eine… Weiterlesen »
Noch zur Ergänzung: Wer sich für den von mir erwähnten „gemeinsamen Nenner“ der verschiedenen Ethik-Schulen interessiert, dem empfehle ich diesbezüglich insbesondere die Werke von Hans Küng, z. B. „das Christentum“, in dem er mit seinem „Weltethos“ sehr anschaulich eine Art „Baukasten der Gemeinsamkeiten“ aller Weltreligionen abbildet.