Was ist wichtig für die Führung und für das Funktionieren von Organisationen?
Medien und Trainingsprogramme sind derzeit dominant geprägt von der Diskussion über eine bestimmte Art von Führungsbeziehungen: Es sind die Beziehungen von oben nach unten, die Beziehungen zwischen Chefs und deren Mitarbeitern. Damit verbunden sind Forderungen nach Abbau von Hierarchie oder zu ihrer Verflachung. Das macht Sinn – wenn man nur diese Beziehungen im Auge hat – sonst aber nicht.
Sind diese Beziehungen wirklich entscheidend? Auffällig ist, dass die zwei viel wichtigeren Organisations- und Führungs-Beziehungen in dieser Diskussion so gut wie nicht vorkommen, nämlich die umgekehrten Beziehungen von unten nach oben und die vernachlässigten horizontalen Beziehungen zwischen Kolleginnen und Kollegen.
Damit werden ganz andere Fragen wichtig. Wie managt man Chefs? Wie managt man Kollegen und Kolleginnen? Wo lernt man das, wenn man ihre Wichtigkeit begriffen hat? Genauer formuliert: Wie managt man die Beziehungen zwischen sich selbst und seinem Vorgesetzten und zwischen sich selbst und seinen Kolleginnen und Kollegen.
Denn in diesen Beziehungen gibt es die Führungsprobleme gar nicht, die derzeit so heftig diskutiert werden.
Kann es sein, dass es den zahlreichen Management-Kommentatoren an praktischen Erfahrungen mangelt? Und an Vertrautheit mit der Wirklichkeit von wirklichen Unternehmen?
Diese Führungsbeziehungen sind allein schon deshalb viel wichtiger, weil es dort die von so vielen so heftig abgelehnten Führungsmittel gar nicht gibt. „Befehl und Gehorsam“ – egal in welchen Erscheinungsformen – kommen dort gar nicht vor und müssen daher auch nicht bekämpft werden.
Sehr geehrter Prof. Malik, in den üblichen Trainingsprogrammen zum Thema Führung provoziere ich ja gern mit Nachfragen aus dieser Perspektive, d.h. Management von Chefs und Kollegen. Erfahrungsgemäß erwische ich damit die Dozenten auch sofort auf dem falschen Fuß – sowohl beim Problembewusstsein als auch Lösungsansätzen. Selbst bei renommierten Universitäten wird dann vom Thema abgewichen oder beispielsweise darauf verwiesen, dass man seinen Chef nicht managen könne, da Führung nur von oben nach unten stattfindet. Eine Offenbarung für das völlige Fehlen von Praxisverständnis. Den letzten Satz Ihres Postings würde ich in zweierlei Hinsicht modifizieren: Durch die Verbesserung der Führungsbeziehung von „Befehl und… Weiterlesen »
Lieber Herr Schmidt, schön, dass Sie dieses Thema aufgreifen und kommentieren. Ihr Beitrag freut mich. Mit Ihrer so grossen Praxiserfahrung in einem der ganz grossen Unternehmen erkennen Sie treffsicher die universitären Schwachstellen und die daraus folgenden Konsequenzen. Und besten Dank für Ihre Ergänzungen, die das Thema gut abrunden.
Malik Test