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Antwort auf das Posting von User Janoskam im Malik Blog vom 05.09.2013 zum Thema Prof. Heinsohn über Bitcoin und Eigentums-Ökonomie:
„Ich sehe die Zukunft des Bitcoins weniger dunkel als Prof Heinsohn. Dafür ist die Sehnsucht nach einer Transparenten, von Zentralbanken unabhängige Währung zu gross. Und: Je mehr Währungen wie Dollar oder Euro crashen, desto mehr Menschen werden in den Bitcoin flüchten. Das war bereits direkt nach der Zypern-Enteignung sichtbar.“
 
Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn, Bremen am 09.09.2013:

Geld ist gerade deshalb der ideale Kandidat für die Digitalisierung, weil es keine Materie ist, die man aufwändig aus Minen schürfen muss oder eine Handelsware, die erst einmal zu produzieren wäre, sondern eine rechtlich verbindliche Forderung gegen Eigentum, zu dessen Varianten selbstverständlich auch die Titel an Goldbergwerken und sonstigen Betrieben gehören. Ich teile deshalb den Optimismus von Janoskam, dass die Digitalisierung der Gelddokumente unaufhaltsam ist und die Barschaft der Zukunft aus elektronischen Signalen besteht.
Doch auch in dieser Zukunft braucht es Emissionsbanken, die von ihnen gehaltenes Vermögen auf der Eigentumsseite belasten, um solchen Signalen den Wert zu geben, der sie zur Bepreisung, Übertragung (Kauf) und Auslösung (Krediterfüllung) von Eigentum befähigt. Will sich eine Bitcoin-Währung durchsetzen, muss sie über eine Emissionsbank, also einen Eigentumspool verfügen, der für die Besicherung von Bitcoins belastet wird. Für eben dieses Unfreimachen ihres Eigentums während der mit Bitcoin-Borgern ausgehandelten Kreditfrist gewinnt die Bank Zins, aus dem selbst eine so hochtechnische Währungsfirma ihren Unterhalt nun einmal bestreiten muss.
Wer sich aber Bitcoins als Teile eines limitierten und unfälschbaren Schlagschatzes vorstellt, redet nicht von Geld, sondern von  Tauschgütern, die kunstvoll knapp gehalten werden müssten, damit sie akzeptiert werden. Doch gerade Gelddokumente wie Nickel-, Papier- oder Digitalnoten sind gerade nicht knapp, sondern nur Formulare, die dadurch scharf gemacht, also zu Geld werden, dass Emittenten ihr entschieden limitiertes Eigentum für ihre Besicherung blockieren und Borger ebenso limitiertes Eigentum verpfänden, um den Kreditvertrag zu besichern, über den das Geld an sie fließt. Die Knappheit kommt also nicht vom Gelddokument und nur in Grenzen vom Zins (außer bei künstlicher Überhöhung), sondern von Leuten, die eifersüchtig über ihr Eigentum wachen und es deshalb nicht leichtsinnig, also verlierbar belasten.
Nach Erfüllung der Kreditverträge werden die rückfliessenden Gelddokumente (Geldnoten) nur noch Formulare, die eingeschmolzen, verbrannt oder gelöscht werden können, weil sie als Geld vernichtet sind. Das Geld ist doch zum Emittenten heimgekehrt, kann ihm als mit Eigentum einzulösende Forderung mithin nicht mehr präsentiert werden. Sein geldbesicherndes Eigentum ist wieder frei und kann neuerlich für die Besicherung frischen Geldes unfrei gemacht werden. Gleichzeitig ist die Kreditforderung an den Schuldner erfüllt. Auch der Kreditvertrag wird jetzt zerrissen oder sonstwie gelöscht. Niemand kann mehr in des Schuldners Pfand vollstrecken. Er kann sein wieder frei gewordenes Eigentum für einen frischen Kredit neu verpfänden oder es unbelastet halten. Er kann es aber auch verkaufen oder verschenken. Er hat seine Dispositionsfreiheit zurück. Da Metall- und Papiernoten geringe, aber doch messbare Herstellungskosten haben, werden die heimgekehrten Formulare meist erst nach vielmaligem Scharfmachen, Kursieren und Zurückkehren vernichtet. Doch vor neuerlichem Scharfmachen sind sie kein Geld. Digitale Geldnoten – das  gerade ist doch ihre Stärke – müssen nach Krediterfüllung nicht in Formularkisten aufbewahrt, sondern können total gelöscht werden.
Müssen nun plötzlich viele Unternehmen in der Innovationskonkurrenz viel Eigentum verpfänden, um viel Geld für Umrüstungen zu leihen und die Emissionsbanken entsprechend viel Eigentum für seine Besicherung belasten, so erlebt man mit digitalen Geldnoten niemals die Engpässe, die etwa beim Beschaffen von Edelmetall für das Prägen/Drucken von Gold- oder Silbernoten auftreten können.
Derart archaische Probleme sind bei digitalem Geld endlich überwunden. Warum sollte man sie sich von neuem aufhalsen mit Bitcoins oder Goldmünzen? Für den Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto ist „das Kernproblem konventioneller Währungen das Ausmaß an Vertrauen, das nötig ist, damit sie funktionieren“. Deshalb möchte er, dass wir alle „dieselbe Sache als Geld haben“. Dieses Starren auf die Geld-Sache führt zur Blindheit über den Charakter des Geldes. Es bringt lediglich das Fälschungsproblem in den Blick, das selbstverständlich in jeder Währung gelöst werden muss. Doch nicht die Qualität einer Geld-Sache ist der Grund für eine schlechte Währung, sondern die Qualität des Eigentums, mit dem eine Geld-Note aus welchem Material auch immer besichert wird. Allein diese Qualität – und nicht ein „Seien wir doch alle ehrlich“ – ist es, die Vertrauen erzeugen kann.
Der Groll über Zentralbanken mit windigem Eigenkapital sowie über ebenso windige Pfänder, für die man dort frisches Geld bekommt, hat jede Berechtigung. Als Ausweg aber gibt es nur die solide Emissionsbank mit kreditwürdigen Schuldnern. Man muss die Notenemittenten heilen, abschaffen kann man sie nicht. Und eine gesunde Emissionsbank kann es nur geben, wenn ihre Währung ganz strikt an erstklassiges Eigenkapital und an Prime-Schuldner gebunden ist. Das sind Abhängigkeiten, die Wirtschafter nicht fliehen, sondern geradezu sehnsuchtsvoll eingehen.