Für die Schärfung seiner Urteilskraft sollte man ein bisschen etwas wissen über die ungeheure Täuschungskraft von früheren Bearmarkets:
Nach dem Crash im Oktober 1929 von 400 Punkten DJ auf 200 Punkte gab es bis April 1930 eine Erholung auf 300 Punkte. Danach folgte bis 1932 der grosse Absturz bis auf 40 Punkte. Aber dieser war nicht geradlinig, sondern unterbrochen von explosiven Aufwärtsbewegungen.
Bis zum Ende 1932 bei 40 Punkten gab es insgesamt noch 7 rasante Kurserholungen, die immer neue Hoffnungen schufen. Diese hatten ein tödliches Täuschungspotenzial, denn die Kurse stiegen im Durchschnitt um jeweils rund 25% – oft wie ein Feuerwerk – und dauerten durchschnittlich 40 Tage. Die längste Erholung dauerte fast 80 Tage und die stärkste Erholung betrug rund 40%. Jedesmal führten diese Erholungen aber zu weiteren Kollapsen. Der Absturz ging von 1929 bei rund 400 Punkten Dow Jones und endete 1932 am Tiefstpunkt von 40 Punkten, also mit rund 90% Verlusten.
Noch wichtiger zu wissen ist es aber, dass es auf dieser gesamten Talfahrt in eine der grösste Depressionen von den berühmtesten Ökonomen der damaligen Zeit keine einzige Bearmarket-Warnung gab,  sondern nur Bullish-Meldungen – allen voran von der legendären Harvard Economic Society und den besten Wirtschaftszeitungen der Welt. Der US-Präsident und seine Minister, sowie die grössten Banker verkündeten alle paar Wochen, dass der Markt nun seinen Boden gefunden habe, und zwar keineswegs als Zweckoptimimus, sondern sie glaubten es. Sie beurteilten die Lage vollständig falsch.
Auch heute sind die meisten Ökonomen, Experten, Trader und Kommentatoren weiterhin bullish. Kurserholungen wie die von vergangener Woche bestätigen sie in ihrer Meinung, dass sie Recht haben.
Mit Kenntnis der geschichtlichen Tatsachen tut man sich etwas leichter, sich sein eigenes Bild zu machen.