Digitalisierung und systemkybernetisches Management haben eine gemeinsame Basis
Digitalisierung und das Management komplexer Systeme haben dieselbe Geburtsstunde. Das Paradigma des ganzheitlichen, systemkybernetischen Managements reicht weit über das mechanistische Management-Paradigma hinaus – viele bezeichnen es heute deshalb als „ganz neu“.
Es ist aber genau dort und zu jener Zeit entstanden, als auch die Grundlagen für die heutige Computertechnologie entwickelt wurden. Es waren teilweise sogar dieselben Pioniere, welche die Fundamente für die moderne Computertechnik legten und zugleich jene für das Management von sozialen Organisationen: sie erkannten früh, dass für beide Gebiete dieselben Gesetzmäßigkeiten gelten.
Dazu gehörte der Begründer der modernen Kybernetik, der Mathematiker Norbert Wiener, mit seinem 1948 publizierten Buch „Cybernetics: Control and Communication in the Animal and the Machine.“ Und ebenso der englische Neurophysiologe Ross W. Ashby, mit seinem revolutionären Buch von 1952 „Design for a Brain. The origin of adaptive behaviour“.
Mit ihren frühen Theorien über Information und Kommunikation, über Algorithmen und Heuristiken, über die Gestaltung und Lenkung komplexer Systeme schufen sie die Voraussetzungen für den heute realen „Cyberspace“ und für die Kybernetik des Managements von komplexen Systemen.
Noch war es aber für dieses neue systemkybernetische Management zu früh. Noch sollten für Jahrzehnte die mechanistischen Managementvorstellungen der Industriegesellschaft dominieren, und sie sollten an Tausenden von Universitäten und Business Schools gelehrt werden – bis heute.
Lieber Herr Prof. Malik, vielleicht unterstützt diese Graphik Ihre Aussage. Sie zeigt, dass das Paradigma des systemkybernetischen Managements weit über das mechanistische Management-Paradigma hinausreicht: http://www.holistic-institute.eu/images/buch_abb6.jpg Während sich das mechanistische Weltbild bzw. darauf basierendes Management von komplexen Systemen in der Endphase befindet, sind bereits heute wesentliche Entwicklungen mit dem von Ihnen in vielen Veröffentlichungen beschriebenen systemkybernetischen Weltbild / Management verbunden. Das Problem ist nur, dass in der jetzigen Übergangsphase die Heilsversprecher mit vermeintlich simplen kaussallogischen Lösungen auf vielen Gebieten vorhandene Verunsicherungen für sich nutzen und viele gute Entwicklungen behindern. Es fehlt also (noch) die breite gesellschaftliche Akzeptanz, die diesem Treiben ein… Weiterlesen »
Lieber Herr Puls, leider funktioniert dieser Link nicht. Vielleicht finden Sie einen Weg, das Bild zu schicken.
http://www.holistic-institute.eu/images/buch_abb6.jpg
Bitte darauf achten, dass der Link mit { .jpg } endet. Die Endung funktioniert eventuell nicht beim Direktaufruf. Am Besten den Link in den Browser kopieren oder kurzerhand abtippen, dann funktioniert es bestimmt.
Und der Cyber(space) stammt von cybernetics ab …
Ja, selbstverständlich. Danke für diesen Hinweis.
Alles, was mit „Cyber“ bennannt wird, stammt von der Kybernetik ab, denn auf Englisch heisst sie „Cybernetics“.
Die gemeinsame Basis von Digitalisierung und systemkybernetisches Management nutze ich in meiner Praxis immer mehr und immer bewusster sowie wechselseitig. Viele digitale Instrumente helfen mit, dass systemisches Management in Organisationen noch einfacher wird. Und in meinem Zugang zur Digitalisierung betone ich immer wieder die Bedeutung von systemischkybernetischen Management. Letzteres wird von „echten“ Informatikern nicht immer so gerne gesehen, aber das liegt daran, dass sie oft ihre eigenen Wurzeln nicht kennen!
Lieber Herr Pirker, schreiben Sie dazu doch noch etwas mehr. Sicher interessiert das alle.
Lieber Herr Prof. Malik, sehr gerne. Ich darf mich immer wieder zu Themen wie Digitalisierung und zuletzt Industrie 4.0 äußern. Dabei betone ich immer, wie wichtig der Aspekt der Vernetzung und des systemisch-kybernetischen Managements ist. Ich stelle das an den Beginn meiner Ausführungen und meiner Arbeit. Wenn sich ein Unternehmen nicht mit jenen Aspekten beschäftigt und diese Art von Management lebt, dann greifen wohl alle Versuche der Digitalisierung zu kurz. Insbesondere wenn man das Ganze aus der Perspektive der Transformation betrachtet. So gesehen vertrete ich da einen „menschenorientierten“ Ansatz und betone die Vernetzung im Unternehmen sowie das Lernen. Dazu kommt… Weiterlesen »
Lieber Herr Pirker, wie ich es sehe, sind Sie mit der richtigen Denkweise auf dem richtigen Weg. Das Entscheidende an der Digitalisierung ist eben gerade nicht die Digitalisierung, sondern das, was diese ermöglicht. Sie ermöglicht – ins Extrem gedacht – die Vernetzung von allem mit allem, und praktisch gedacht, von immer mehr mit immer mehr. Genauso, wie in der Natur, in den Ökosystemen. Um in Organisationen Vernetzung praktisch herbeizuführen und zu nutzen, braucht es systemisch-kybernetisches Management, wie Sie richtig sagen. Diese Tatsache wird noch häufig übersehen. Ich bin aber sicher, dass mehr als die Hälfte der Digi-Projekte abstürzen werden, wenn… Weiterlesen »
Lieber Herr Prof. Malik,
ich freue mich, dass Sie das gleich sehen. Ich stimmte Ihnen zu, dass Digitalisierung eben kein technisches Problemn ist, sondern ein organisatorisch-menschliches.
Digitalisierung und Management haben ein bisher unberücksichtigt gebliebenes Feature gemeinsam: Sie erlauben beide präzise Wirkungen auf räumliche und zeitliche Distanz hin zu erzeugen. Norbert Wiener wollte ja Techniken entwickeln die es Flak-Geschützen erlaubten sich heftig bewegende Flugzeuge mit ballistischen Projektilen zu treffen. Dabei sind Fragestellungen der Antizipation im Spiel, also Vorwegnahmen noch nicht eingetretener Zustände. Diese Antizipationen spiegeln sich in der Biologie und Psychologie in Erwartungen, Einschätzungen etc. wieder. Erwartungen, sofern sie richtig sind, versetzen ein Lebewesen in die Lage sich möglichst optimal in einer zukünftigen Situation zu verhalten. Sämtliche Lernvorgänge zielen ausnahmslos auf Antizipationen ab, da sie Ursache-Wirkungszusammenhänge analysieren… Weiterlesen »
Richtig, das sind wichtige Eigenschaften, die wir gerade auch beim Einsatz der Syntegrationsverfahren schon früh feststellen konnten. Die Zeitkompression ist bis zu 90%.
Räumlich ist es so, dass die TeilnehmerInnen zwar für die Durchführung noch gemeinsam anwesend sein müssen. Dadurch kennen sie sich gegenseitig aber so gut, dass die danach wieder eintretende räumlich Trennung – oft über mehrere Kontinente – keine Rolle mehr spielt.