Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat das U.S. Financial Accounting Standards Board beschlossen, die Bilanzierungsregeln für Versicherer zu ändern und damit einen für jeden seriösen Betriebswirtschafter unglaublichen Unfug zu korrigieren: nämlich Vertriebskosten auf der Aktivseite der Bilanz zu aktivieren. Schluckt der Patient die Medizin, ist er möglicherweise bankrott. Schluckt er sie nicht, ist er möglicherweise auch bankrott …
Die sogenannten DAC-Deferred Acquisition Costs sind Kosten, wie zum Beispiel Maklerprovisionen, die bei Abschluss von Neugeschäften anfallen. Sie werden sofort fällig und müssen gewissermassen cash bezahlt werden. Für den sogenannten ordentlichen Kaufmann sind das selbstverständlich Betriebsausgaben, die über die Aufwandsrechnung den Gewinn des betreffenden Jahres schmälern. In den Bilanzen von US-Versicherungsunternehmen stehten diese Aufwände aber als Aktiva, die zum Teil über 30 Jahre abgeschrieben werden können.
Betriebsausgaben werden bilanzielle also behandelt wie Gebäude, Maschinen und Anlagen. Das führt zu eben jenen grotesken Folgen, die die Finanzkrise massgeblich verursacht haben.
Einige Bilanz-Beispiele grosser Versicherer:
Lincoln National Corperation DAC 10.5 Millarden US$ bei einem Eigenkapital von 9.1 Millarden US$. Der Börsenwert des Unternehmens beträgt rund 7 Millarden US$.
Prudential FinancialDAC: 15.5 Millarden US$, gleich 78% des Eigenkapitals
Hartford Financial Service GroupDAC 11.8 Millarden US$ gleich 88% des Eigenkapitals. Börsenwert: 7.3 Millarden US$
Es ist zwar verständlich, dass die Versicherer sich gegen die Änderung der Bilanzregeln nach Kräften wehren. Ob sie als tickende Zeitbomben aber noch lange funktionieren können?
US-Missmanagement und (zu?) späte Korrekturversuche
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