Finanzmärkte drehen nach unten
Die Aktienbörsen haben am Freitag nach unten gedreht und der Dollar nach oben. Gold und Silber sind in einer kurzen Erholung, was aber meine Einschätzung, dass sie weiter fallen werden, nichts ändert. Die US-Wirtschaftszahlen sind schlecht.
Dauerhafte Konsumgüter fallen und auch die Aufträge für Investitionsgüter gehen zurück. Immer mehr Immobilien sind unverkäuflich. Die Neubautätigkeit ist miserabel. Ausserdem zeigt sich die Organisationslähmung immer deutlicher. Hier liegt einer der Hauptgründe für die schlechten Zukunftsaussichten.
Sehr geehrter Herr Malik, Die Auftragsbücher der deutschen Unternehmen sind angeblich voll und die Bevölkerung konsumiert weiterhin auf hohem Niveau. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass das einst wirtschaftlich einflussreichste Land der Welt, die USA, nun nur noch eine kleine Rolle für die Weltwirtschaft spielt. Auf der anderen Seite wächst China weiter und zieht im Schlepptau langsam andere Länder, wie beispielsweise Indien oder Brasilien, mit sich empor. Das Potential der Märkte dieser Länder ist noch lange nicht entfaltet. Ist die Überschuldung der USA und deren Privathaushalte tatsächlich eine so große Bedrohung oder relativiert sich die Bedeutung dieser Probleme eventuell… Weiterlesen »
Es wird eine lange Übergangsphase geben, bis die von Ihnen genannten Länder ihre Potenziale voll nützen können. Das ist ein Teil dessen, was ich in meinen Büchern „Die Grosse Transformation 21“ von der Alten in die Neue Welt nenne. Auf dem Weg dorthin kann es zu einer sozialen Kernschmelze führen, aber ebenso zu einem neuen Wirtschaftswunder. Was passieren wird, hängt weitgehend davon ab, dass man die alten Methoden und Denkweisen rasch aufgibt und neue Lösungsinstrumente einsetzt.
Sehr geehrter Herr Malik,
Mir kommt es so vor, als wenn Deflation genau so eintreten müsste wie Sie das prognostizieren, aber es wird einiges geschrieben, dass durch die Möglichkeiten des Predatory High Frequency Tradings die kreative Bereinigung verhindert wird. Wie sehen Sie das?
Alexander Jarczyk
Das High Frequency Trading verstärkt das Deflationspotential gleich zweifach: Erstens entstehen damit neue Schulden, denn es wird auch hier auf Margins getradet. Zweitens werden durch diese Art von Trading die Kursbewegungen verstärkt und nicht etwa gedämpft. Aktien- und Rohstoffpreise werden daher noch stärker sinken als ohne ein solches Trading.
Sehr geehrter Herr Malik, ich verfolge ihre Ausfuehrungen mit grossem Interesse. Vor allem ihre Aussagen zum Thema Deflation erscheinen mir schluessig. Aufgrund des Hoehenflugs der Aktienmaerkte und auch der wirtschaftlichen Lage in meiner Branche, beginne ich zu zweifeln, ob sie nicht einen wesentlichen Faktor unterschaetzt haben. Dieser wesentliche Faktor sind die Zentralbanken und insbesondere die FED. Gestern hat die FED China als groesster Glaeuber der USA ueberholt und ich glaube, dass sich dieser Trend bzw. dieses Verhalten fortsetzt. Ich sehe bei diesen Organisationen (insbesondere der FED) nicht den von ihnen beschriebenen Handlungsdruck im Falle sinkender Assetpreise. Eine hohe Staatsverschuldung der… Weiterlesen »
Sehr geehrter Herr Malik, wir hatten letzte Woche Freitag zwar einen kleinen Rücksetzter, was aber eher einer Panikreaktion der Anleger zuzuordnen ist, wegen den Tumulten in Aegypten. Nichtsdestotrotz sieht man doch, dass die amerikanische Zentralbank alles versucht die Börsen nicht crashen zu lassen. Letztes Jahr im August 2010 wäre das der Fall gewesen, wenn Herr Ben Bernanke keine QE II Ankündigung gemacht hätte. Denn Mr. Ben Bernanke hat nichts anderes gemacht als durch mehr Schulden, was das Lebenselixiert des Kapitalismus ist, die Börsen zu befeuern. Der Dow Jones hat seitdem Zeitpunkt nicht eine grosse Korrektur gesehen. Daher meine Frage, warum… Weiterlesen »
Die FED wird sicher alles daransetzen, die Börsen nicht crashen zu lassen. Ich rechne nicht damit, dass ihr das gelingt.
Es braucht auch keinen Crash dafür, dass die Börsen jahrelang sinken. Sie erwähnen Japan, wo es keinen Crash gab, wohl aber seit 1990 einen Bearmarket. Seither hat Japan schon fast 20 Wirtschaftsankurbelungsprogramme aufgelegt, die nichts an der Deflation änderten. Dass es dort nicht noch schlimmer gekommen ist, führe ich darauf zurück, dass die Wirtschaften ausserhalb Japans boomten. Die USA werden daher nicht den gleichen Weg gehen, wie Japan, sondern haben schlimmere Zeiten vor sich.
Ich verfolge die Wirtschaftskrisen seit den 80er Jahren. Immer sind ähnliche Muster zu beobachten: Die Krisen werden wirtschaftlich und politisch von langer Hand vorbereitet. Ca. 5 – 10 Jahre. Während die meisten versuchen eine Krise zu verarbeiten, wird die nächste Krise bereits systematisch vorbereitet (Lobbying, Gesetzgebung, Umstrukturierung der Wirtschaft, Aufbau neuer Wirtschaftssektoren, Medien). Dies lässt sich auch für die aktuelle Krise rückverfolgen. Es gibt immer dieselben Verlierer und Gewinner. Die Bevölkerungen der Welt müssen die großen Risiken und Lasten tragen. Mittlerweile wurden selbst die USA, GB und Europa mehrfach zur Kasse gebeten. Die Realwirtschaft in den USA und GB wurde… Weiterlesen »
Ich glaube auch, dass es China und ein paar anderen asiatischen Staaten in den kommenden Jahren eher besser gehen wird, als der westlichen Welt, u. a. auch deswegen, weil China steuerbar ist, während die westlichen Demokratien an die Grenzen ihrer Manageability stossen. China wird uns im eigenen Interesse zu helfen versuchen, ich fürchte aber, dass das mit den herkömmlichen Methoden nicht gelingen wird. Dafür muss man neue Wege gehen.
Vielleicht werden wir in naher Zukunft eine Inflation bei Nahrungsmitteln haben, während gleichzeitig bei Industriegütern oder Aktien die Preise sinken. Bei Staatsanleihen könnte sich durch den Wertzerfall eine noch massivere deflationäre Situation ergeben. Wäre das unter dem Strich eine Inflation oder Deflation? An was würde sich die Geldmengenpolitik orientieren?
Es wird über die ganze Breite aller Sachgüter eine Deflation geben. Die Rohstoffpreise haben derzeit wenig mit realen Marktverhältnissen zu tun. Sie steigen derzeit noch weil Hedgefunds in die Rohstoffe gegangen sind. Eine Zeitlang können daher die Rohstoffe noch weiter steigen, danach werden auch hier die Preise sinken. Beispielsweise halte ich Rohölpreise von 20 $ und darunter für möglich und wahrscheinlich – über den Zeitraum der nächsten Jahre. Aber es kann auch sehr schnell gehen.
Wenn
a) die Notenbanken weiterhin Geld zum Nulltarif geben
b) sie dies in Zukunft allen geben – dem Staat, den Banken und damit mehr oder weniger direkt auch an Unternehmungen und Private
c) sie dies ohne Rücksicht auf die Bonität machen
…dann sehe ich zwei Folgen:
1. Der Zinssatz bleibt tief.
2. Das Geld wird genommen und auch verwendet, auch für sinnloses wie Spekulation oder Konsum über die eigenen Verhältnisse hinaus.
Wenn das stimmt, dann muss doch das Geld irgendwo hin. Und dort wird es Preissteigerungen respektive Inflation erzeugen. Vielleicht nicht auf breiter Front, aber doch zumindest massive Blasen?
Die Notenbanken stellen nicht Geld zur Verfügung, sondern Kredit. In die Wirtschaft kommt dieser aber nur, wenn a) die Banken Kredit geben und b) jemand Kredit will. Beides ist z.B. in den USA nicht mehr der Fall, denn die Geld- und Kreditmenge M3 stagniert trotz der getroffenen Q-Massnahmen. Die Zinsen sind nicht generell tief, sondern die effektiven Zinsen sind je nach Schuldner ganz verschieden. Die Zinsen werden auch nicht von den Notenbanken gemacht, sondern vom Markt. Die Notenbanken sind „follower“, nicht „leader“.
Follower, nicht leader: Das war der „Knopf“, den ich hatte beim Nachvollziehen der Logik. Vielen Dank für Ihre Antwort, Herr Malik.