Mit Vollgas in die Deflation
Die Kreditkrise in Europa und den USA verstärkt sich erneut mit voller Wucht. Die Ereignisse der letzten Wochen sind klar deflationär: Portugals Kreditbedarf, schon wieder mehr Kredite für die irischen Banken, die Finanzlage in Spanien und das Anheben der Verschuldungsgrenze in den USA.
Hinzu kommen die gigantischen Zinslasten für die Schuldnerländer. Scheinbar folgerichtig verlangt man von den überschuldeten Staaten drakonische Sparprogramme. Dies reduziert aber Konsum und privates Sparen noch stärker, Produktion und Einkommen werden noch weiter zurück gehen und die relative Schuldenlast wird noch schwerer. Immer weniger reichen die Kreditbesicherungen, weswegen Nachbesicherungspflichten scharf gestellt werden.
Mit Vollgas fährt man auf Multi-Banken- und Staats-Bankrotte zu. Tausende von Milliarden uneinbringlicher Forderungen werden in wenigen Jahren oder schon vorher radikal abgeschrieben werden müssen. Die Zahlungsverweigerung der isländischen Bevölkerung ist dafür ein deutliches Signal.
Zwar ist die Inflationsmehrheit so gross wie noch nie. Aber die Mehrheit hat nur selten die Wahrheit.
Guten Tag Herr Malik,
kann es sein, dass Rohstoffe und Energie sich inflationär und alles andere sich deflationär entwickelt? Also mir kommt es so vor, aber ich bin kein Analyst.
Mit Ihrem letzten Satz bin ich 100% d’accord.
Freundlichst K. Oberländer
Kurzfristig ja, aber auf Dauer ist es deswegen nicht möglich, weil in der erzwungenen Bezahlung aller Schulden Zwangsverkäufe von allen noch irgendwie verkäuflichen Güger gemacht werden müssen. Dazu gehören auch Rohstoffe.
Als Ingenieur schaut man den Ökonomen mit einiger Fassungslosigkeit zu. Da hat man ein monetäres System konstruiert, das ausschließlich auf Verschuldung beruht, kann jedoch die Verschuldung ohne Gefahr eines monetären Zusammenbruchs nicht mehr löschen und häuft deshalb Schulden auf Tod und Verderben an. Es erinert sehr an Goethes Zauberlehrlinge. Dabei sagt doch ihre Gleichung für die Produktivität der Schulden: P = (∆ BIP /∆S) -1 P: Produktivität der Schulden ∆ BIP: Änderung des BIP, Zunahme oder Abnahme, ∆S: Änderung der Schulden, Zunahme (oder Abnahme) das Schicksal ihres Systems voraus. Wenn Schulden nicht gelöscht werden, entwickeln sie sich exponentiell. Das BIP… Weiterlesen »
Ihre Formel ist zutreffen. Der negative Produktivitätswert betrug seit langem von minus 6 bis minus 8. Das heisst, es brauchte bis zu 8$ neue Schulden um 1$ Sozialprodukt zu schaffen. Ihrer Formel hinzufügen müssen Sie aber noch den Zins- sowie Zinseszinseffekt. Sowie Zinsen nicht mehr aus dem Zuwachs des BIP bezahlt werden können, müssen neue Schulden gemacht werden, um die alten zu bedienen. Der Zinseszins folgt einer Exponentialkurve. Gold wir aber deshalb keine Lösung sein, weil 1. nur die wenigsten Leute Gold besitzen, und weil 2. der Besitz von Gold vermutlich von den Regierungen aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit und… Weiterlesen »
Sehr geehrter Herr Prof. Malik, Vielen Dank für Ihre Antwort. So scheine ich doch mit meiner Logik richtig zu liegen, dass der Kollaps unvermeidlich ist (wenn Sie dies auch nicht explizit sagen). Womit soll man die Schulden löschen, wenn nicht mit Gold? Eigentlich braucht man den Preis des Goldes nur solange steigen lassen, bis er zur Schuldentilgung ausreicht. Gold scheint diese Aufgabe offensichtlich völlig freiwillig zu übernehmen, wenn auch von unsichtbaren Händen immer wieder gebremst. Man wird den Run ins Gold nur mit Gewalt bremsen können, wenn das Papiergeld unter den Händen zerfällt. Gewalt wäre aber das Ende einer liberalen… Weiterlesen »
Lieber ein Ende mit Schrecken…..?
Nachdem die spanischen Risiken in Portugal auf die „EU-Zahlungsfähigen“ abgeschoben wurden, sieht Spanien seine Probleme als überwunden an und verabschiedet sich vom Sparkurs (siehe NZZ Online „Spanien sieht keine Notwendigkeit für weitere Kürzungen“).
Was passiert aber, wenn die Wachstumsziele nicht erreicht werden?
Warum bürgt China für die Schuldenberge der EU?
Selten sah eine Regierung jemals „eine Notwendigkeit“ zu sparen, bevor es zu spät war. Oder besser gesagt, selbst wenn sie es gesehen hat, blieb sie untätig, weil sie sonst nicht mehr gewählt worden wäre. Hier eben kommen wir zur Unfähigkeit der heutigen Demokratie, solche Fragen zu lösen. Daher muss die Demokratie in wichtigen Punkten umgebaut werden.
Guten Tag Herr Prof. Malik,
Sie sind wohl einer der wenigen die den Durchblick behalten haben. Bei all der Inflationspropaganda heute sieht kaum noch jemand was sich wirklich anbahnt: eine Deflation!
Ich habe selber zwei Bücher zum Thema Deflation geschrieben und weiß, wie schwer es ist der heute propagierten Inflations-Massenmeinung standzuhalten.
Vielen Dank für Ihre deutlichen Worte und Ihre klare Positionierung.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Hannich
Viele sind es nicht, die die Defla-/Infla-Mechanismen zu verstehen scheinen, da haben Sie Recht. Über Jahre bin ich der Frage nachgegegangen, ob u. .a Notenbanker (aus verständlichen Gründen) nur nicht über die Deflationsgefahr sprechen (obwohl sie die Risiken durchaus kennen) oder tatsächlich davon wenig wissen. Mein Ergebnis ist: Die meisten verstehen die Defla wirklich nicht. Unter anderem hat auch Alt-Kanzler Helmut Schmidt das in einem Gespräch bestätigt, als ich ihn danach fragte. Er zögerte lange, und meinte dann, dass man kaum mehr als 5 Leute zusammenbringe, die in Politik- und Bankensystem die nötigen Kenntnisse hätten. 4 Namen konnte er dann… Weiterlesen »
D’accord, Herr Professor Malik. Inflationiert wird/ist ausschließlich das, auf das entweder vom eigentlichen Markt losgelöst oligopolistisch gewettet werden kann oder das, was tatsächlich rarer wird; eben das, was „past peak“ ist. Öl ist dabei wie die meisten Rohstoffe in einer Zeit global exorbitanten Verbrauchs auf dem Weg vom einen Zustand in den anderen. Der große Rest verfällt mangels (Massen-) Kaufkraft bzw. Über-Produktion und –Sättigung auf der Deflationsspirale schneller als sein Datum. Ich vernahm bisweilen den Versuch, diesen Zustand mit dem Wort „Mix-„ oder „Biflation“ zu beschreiben; allein, egal welches Mischungsverhältnis man ansetzte, der Abstand zwischen armer Masse und reicher Klasse… Weiterlesen »
„Past peak“-Güter steigen im Preis, aber das ist es nicht, was Inflation genannt wird, sondern dies sind übliche und normale Folgen von Angebot und Nachfrage, die sich selbst regulieren. Inflation hingegen ist die unlimitierte Finanzierung von höheren Preisen , egal wie hoch diese steigen.
In diesem Sinne sind aber nur wenige Rohstoffe „past peak“. Öl ist es nicht, denn es gibt noch weit mehr Öl als öffentlich bekannt gegeben wird. Ausserdem gibt es ausreichende Substitutionseffekte und auch noch erhebliche Einsparungspotentiale.
Und hinzu kommt, dass bei Deflation Verbrauch und Produktion generell zurückgehen.
Häufig beziehen wir uns auf geschichtliche Hintergründe. Im Sinne der Inflationsmehrheit erfolgt dies bezüglich der Erfahrtung zur „Entschuldung“ von Staaten durch Hyperinflation – ich denke das ist einer der Treiber des Inflationsgedankens!
Wenngleich eine vergleichbare Gesamtsituation zur aktuellen Situation meiner Meinung nach nicht vorliegt, da
– im Grossteil Europas der Euro als Währung vorliegt
– keine Währungsabwertung oder -aufwertung einzelner europäischer Euro Staaten als Regulativ eingesetzt werden kann
Wo die Wahrheit auch immer liegtwird die Zukunft zeigen!
R Rehrl
Die Wahrheit liegt nicht in den Währungen, obwohl diese wichtig sind. Sondern sie liegt in den nicht bezahlbaren Schulden, als Folge dessen den abzuschreibenden Forderungen und im Zinseszinseffekt.
Danke Prof. Malik, dass Sie immer wieder die Anzeichen einer Deflation deutlich aufzeigen. Vielfach weise ich bei meinen Aktivitäten auf Ihre Veröffentlichungen hin. Aber die Masse der Inflationsmehrheit kontert immer wieder (wenn überhaupt kommentiert wird), u. a. wie im folgenden auszugsweisen Zitat (Antwort auf meine Lesehinweise): „… danke für die Lesehinweise. – Die Staatsverschuldung nicht nur in den USA ist in der Tat bedenklich. Daß kein Umsteuern erkennbar ist, ist ein frühes Kennzeichen jeder Krise, das stets erst hinterher erkannt wird. Aber der Markt wird es schon richten. :-)) Ich wundere mich immer wieder, daß in der Öffentlichkeit der Begriff… Weiterlesen »
Wie jemand eine Meinung beurteilt (alarmistisch, sektiererhaft), liegt – vorausgesetzt diese ist gut begründet – immer an ihm selbst. Um aus dieser selbstverursachten Falle herauszukommen, hilft vielen meine methodische Empfehlung: Nehmen Sie an, was ich sage, stimmt! Was wären dann die Konsequenzen für Ihre Meinung und Ihr Handeln.
Mit unseren Methoden, insbesondere der SuperSyntegrations-Verfahren, ist es tatsächlich erstmals möglich, den Verlauf von destruktiven Wirtschaftszyklen zu brechen und umzukehren. Nachdem wir
unsere Methoden bereits mehr als 500x mit durchschlagenden Erfolgen angewandt haben, kann sich jeder selbst davon überzeugen.
Sehr geehrter Herr Professor Malik, seit langem verfolge ich Ihren Blog und erinnere mich an Tradiertes in der Familie: Weltwirtschaftskrise, Inflation; Verwandte, die sich verbürgten und fast ihren Hof verloren; Verschuldung der „öffentlichen Hand“ ab der 70 er Jahre („Das kann nicht gut gehen.“). Es scheint als sei geschichtliches Wissen / Ahnungen für Zusammenhänge in der Politik und in unserer Gesellschaft verloren gegangen bzw. es zeigt keine Wirkung. In dem Beitrag von Herrn Rißmann vom 12.04. formuliert er für die Schuldenproduktivität P = (∆ BIP /∆S) -1 ein. Warum wird die Eins subtrahiert? Beträgt die Produktivität mit Ihren Zahlen nicht… Weiterlesen »
Vielleicht kommentiert Herr Rissmann seine Formel selbst.
Ich empfehle u. a. die Schriften von Prof. Gunnar Heinsohn über seine mit Prof. Otto Steiger verfasste Eigentumsökonomik, sowie seine Schrift „Privateigentum, Patriarchat und Geldwirtschaft“ und von Dr. Paul C. Martin sein Buch „Der Kapitalismus“. Falls Sie letzteres im Handel nicht mehr bekommen, leihen Sie es aus einer Bibliothek. Es ist in die Jahre gekommen, aber unvermindert aktuell. Hier finden Sie auch das geschichtliche Wissen, das Sie mit Recht vermissen.
Die „Mutter aller Zivilisationsprobleme“, die Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, ist so einfach, dass sie von jedem verstanden werden kann, der zumindest die Grundrechenarten beherrscht:
http://www.swupload.com//data/Kremer.pdf
Nur nicht von denen, die bis heute an „Apfelbäumchen“ glauben:
http://www.deweles.de/willkommen/himmel-und-hoelle.html
Wie löst eigentlich die Natur selbst ihr „Zinseszinsproblem“, das sie genauso hat, wie Wirtschaft und Gesellschaft?
Diese Lösungen und die dahinter stehenden Naturgesetze des Funktionierens haben wir mittels Bionik und System-Kybernetik entdeckt und wenden sie an.