Für manche stehen fast ausschliesslich die Finanzmärkte im Zentrum ihres Denkens. Auch für einige meiner Posting-Gäste scheint das zuzutreffen. Diese bringen eine wichtige Dimension und auch Farbe in die Diskussion. Börsen sind heute vielleicht wichtiger als je zuvor, schon deshalb, weil sie mit zu den komplexesten Systemen gehören. Gerade daran kann man aber auch erkennen, dass es systemisch-ganzheitlich gesehen aber noch um viel, viel mehr geht – nämlich um die Wirtschaft als Ganzes, um die Gesellschaften und am Ende um die Menschheit.
Börsen haben unter anderem auch die Funktion eines „Fiebermessgerätes“. Sie sind aber auch Stimmungsmesser für die Psychologie der Massen. Wenn man sie zu lesen versteht, geben ihre Signale weit in die Zukunft hochinteressante und erstaunlich zuverlässige Orientierung. Diese Informationen sind meistens nicht dazu geeignet, den Aktienkurs von morgen vorherzusagen, sondern sie fliessen mit ihrer ganzen Komplexität in die system-kybernetischen Szenarien ein und helfen so mit, die Wirtschaftsentwicklung oft für Jahrzehnte in ihren Grundzügen vorauszuerkennen.
So waren meine Kenntnisse über die Börsen schon früh immer auch eine der Orientierungsgrössen, um die Grosse Transformation und die Neue Welt rechtzeitig zu erkennen und die richtigen Lösungen zu entwickeln. Ohne Börsenkenntnisse ist es daher so gut wie unmöglich, brauchbare Management Systeme zu designen. Gerade diese Dimension fehlt so gut wie völlig in der herkömmlichen Managementlehre.
Es gibt einen schönen Satz dazu: Wer nur etwas von Musik versteht, versteht auch nichts von Musik (von Hans Eisler, Komponist). Und: Die Kunst, den Umsatz zu erhöhen, besteht ganz einfach in der Fähigkeit, die Dinge in ihrem Zusammenhang zu sehen. Die Börse und das Börsenleben ist in unserem Gesellschaftssystem ein wichtiger Teil davon. So wie generell „der Handel“ ein Teil ist. Aber Kunst & Kultur, oder Sport usw. usw. gehören genau so dazu. Und genau diese „Gesamtkomposition der Gesellschaft“ haben wir verlernt. Dies beginnt bekanntlich schon beim Bildungssystem und beim weichen Faktor „LehrerInnen“. Zum Beispiel sagte eine Untersuchung, dass… Weiterlesen »
Jede Woche machen wir eine Anzahl Syntegrationen für die verschiedensten Organisationen. Dabei werden Kraft und Dynamik der Vernetzung so augenfällig, dass man sich ein Denken und Handeln ohne diese kunstvolle Verknüpfung von Teilen zu einem wunderbar und zuverlässig funktionierenden Ganzen schon gar nicht mehr vorstellen kann. Soeben beginnt auch schon wieder die nächste Olympiade im vernetzten Denken in den Schulen Deutschlands.
Lieber Herr Prof. Malik, ja, ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Aber, was ich für viel wichtiger erachte, ist, dass Manager wissen sollten, wie unser Wirtschaftssystem wirklich funktioniert. Natürlich auch die Funktionsweise der Börse und warum es Börsen gibt. In meinen Diskussionen und Gesprächen stelle ich immer wieder fest, dass nur Wenige darüber Bescheid wissen. Nehmen wir beispielsweise das Problem von Absicherungsgeschäften (Rohstoffe oder Währungen) mittels Futures. Kaum ein Manager weiß, was das ist. Meist meinen sie an,dass dies ein „Teufelszeug“ sei-weil viel zu riskant und ihr Banker davon ab rät. Sie folgenden dann meist dem Rat Ihrer Hausbank… Weiterlesen »
Herr Sopper, Sie haben ganz recht. Darüber sollten viel mehr Führungskräfte Kenntnisse haben.
Neue Welt, für wahr. Nehmen wir doch nur einmal eine banale Frühstückssemmel. Bauer, Müller, Bäcker, das war einmal. Korn kommt aus Australien. KWS und Syngenta machen das Saatgut. K&S Dünger. Bayer Pfanzenschutz. Novozymes Enzyme. Fabrik in Polen Backgut.Verpackung, Tiefkühl, Transport. In jeder Stufe hängen hunderttausend Einzelteile, Logistik, EDV usw. Jetzt stelle ich mir mal vor, was passiert, wenn dieses Netzwerk wegen fortwährender Pleiten aus dem Leim geht. Oder gar ganze industrielle Basisinstrumente in einen deflatorischen Strudel geraten. Es wird ganz sicher das Ende einer Welt sein, wie wir sie kennen. Bei der Semmel wird man sich noch helfen können aber… Weiterlesen »
Herr Clasen, danke, wiederum eine treffende System-, Vernetzungs- und Komplexitätsbeschreibung.
Semmel= Bauer+Müller+Bäcker Kredit= Sparer+Bank+Schuldner Die Grundbeziehungen sind stimmig. Im Altertum. Über das Fractional Banking wird aber 10 X mehr ausgeliehen als gespart. Der Kredit nimmt seinen Anfang im Spargrochen von Lieschen Müller. Aber dann…Das hat uns in eine exponentielle Entwicklung gebracht und wir befinden uns im steilsten Teil dieser Kurve. Zunächst der Segen. Wir haben Massenwohlstand daraus gezogen und brauchen uns nicht mehr im Schweiße unseres Angesichts zu ernähren. Wir haben uns die Erde untertan gemacht und ein allumfassenden Netzwerk darüber gelegt. Nur das Geschäftsmodell trägt nicht langfristig. Die Zinsen für diese Kredite werden nicht mehr erwirtschaftet und die Rückzahlungen… Weiterlesen »
Daraus folgt für mich: Wenn das Netzwerk nicht mehr
funktioniert, u. a. weil es die Vermögenswerte zerreißt, kriegen wir eine depressive Inflation auf der Verbraucherseite. Depflation. Jede massive Störung des
Netzwerkes ist inflationär! Möglicherweise bekommen wir
mit einem neuen Nahostkonflikt das schon bald vorgeführt.
Auf der Verbraucherseite könnte es so sein, weil dann die Produktion nicht mehr funktioniert.
Andererseits kann der Verbrauch vom heutigen Sättigungsniveau aus sehr weit zurückgefahren werden, die Nachfrage also sinken. Wer braucht in den wohlhabenden Ländern heute unbedingt ein Auto? Er kann noch jahrelang mit dem heutigen fahren, ohne kaufen zu müssen.
Richtig, wobei es für den Anfang nicht einmal einen Spargroschen von jemandem braucht, sondern nur einen Lieferanten, der seinem Kunden stundet, denn sonst hätte er keine Kunden. Zu Beginn des Wirtschaftens gab es ja keine Banken, sondern ein allgemeines Anschreiben der Verpflichtungen. Banken sind später als das Wirtschaften entstanden, das auch nicht – wie die herrschende Lehre noch immer meint – aus dem Tauschen entstanden ist. Es war immer ein Kaufen, auf Kredit …
Lieber Herr Professor Malik,
weshalb verkaufen viele Top-Manager im Moment – laut Pressemeldungen – ihre Aktien ?
Denken diese wie Sie ? Was meinen Sie dazu ? mit herzlichen Grüßen Karin-Maria Binder
Liebe Frau Binder, manche der Top-Führungskräfte denken so wie ich, wie viele es aber sind, weiss ich nicht. Davon unabhängig aber kennen sie ihre Firmen von innen und wissen daher wie diese stehen. Selbst wenn die Ergebnisse ihrer Unternehmen als Folge der Erholung seit Mitte 2009 jetzt noch gut sind oder nach aussen so erscheinen, so können Top-Manager Erosionen für die Zukunft am frühesten erkennen. Sie wissen daher, dass man die guten Resultate von der Vergangenheit nicht einfach in die Zukunft extrapolieren kann.
Schöne Grüsse und alles Gute, Ihr F. Malik
Die herkömmliche Management Lehre ist meiner Meinung nach zu linear aufgeaut. Die komplexen Zusammenhänge des gesamten Systems werden kaum vermittelt. Daher sind diese nicht im Bewusstsein der Leader und Manager. Wenn ich zum Beispiel die Banken anschaue, ist immer wieder festzustellen, dass diese Restrukturierungen 6-12 Monate früher angehen, als zum Beispiel die klassische Industrie. Dies, weil sie natürlich am Puls sind und die Komplexität des gesamten Systems viel besser verstehen. Wo ich Ihnen absolut zustimme ist der Fakt, dass es um das System als Ganzes und um die Menschheit geht. Da sind Kenntnisse des gesamten wirtschaftlichen Systems unerlässlich und bei… Weiterlesen »
Weil es vielfach so ist, wie Sie sagen, haben wir die besten ganzheitlichen system-kybernetischen Management Systeme geschaffen. Sie funktioneren bestens, wo die herkömmlichen Denkweisen und Methoden längst versagen.