Die Falle des linearen Denkens
Eines Tages wird die Wissenschaft vielleicht ein Gen für lineares Denken finden und dieses Gen ausser Kraft setzen können. Dann wird die Menschheit von einer ihrer grössten Fehlerquellen befreit sein. Bis dahin allerdings verlängern die meisten Leute Trends weiterhin linear in die Zukunft. Wichtig sind aber die Trendänderungen. An fast allen Finanz- und Rohstoff-Märkten stehen solche unmittelbar bevor. Zwei Dinge sind daher programmiert:
1. Dass die ersten Abwärtsbewegungen als Kaufgelegenheiten angesehen werden, und
2. dass in ein paar Monaten die allgemeine Behauptung sein wird, niemand habe das wissen können. Beides wird sich als falsch erweisen.
Sehr geehrter Herr Malik,
mir ist bedeutend lieber die Menschen denken linear als gar nicht. Diese Gefahr bestünde ziemlich sicher bei der Eliminierung eines solchen Gens. Die Bequemlichkeit und das (noch) „warme Mäntelchen“ aus vergangenen Zeiten sind m. E. das Übel und der Hauptgrund für jeglichen Stillstand.
Wer muss Ihrer Meinung nach die Führung in eine Neue Welt übernehmen?
Mit herzlichen Grüßen
E. Biehler
Die Führung werden jene übernehmen, die die besten Methoden und Instrumente an der Hand haben. Diese erfüllen bildlich gesprochen dieselbe Funktion wie der Zaubertrank bei Asterix. Sie verleihen dem Mangement Flügel und machen auch die schwerfälligsten Unternehmen beweglich wie Hochleistungs-Athleten.
Ich bin nicht sicher, ob man wirklich davon ausgehen kann, dass die breite Menschheit (inclusive der Manager und Politiker) überhaupt schon den Status linearen Denkens erreicht hat. Wenn der einfache (lineare) Zusammenhang „ wenn – dann“ schon angewendet werden würde, kämen wir ein großes Stück weiter. Z.B. „wenn wir mehr ausgeben als wir einnehmen wird das möglicherweise schief gehen“. Anthropologisch sitzen wir in der Höhle und jagen Bären – wenn der Bär schneller ist als ich, dann geht`s schief. Das haben viele schon vergessen. Unfähigkeit oder ignorieren der Wahrnehmung , linear oder komplex, war und ist einer der größten Fehlerquellen… Weiterlesen »
Statt auf besseres Denken zu warten oder hoffen, machen wir z.B. nichtlineare Modelle von jenen Systemen, dür die Manager veratnwortlich sind. Es sind sogenannte systemkybernetische Sensitivitätsmodelle, die die unsichtbaren Schaltkreise in den Systemen,also deren Kybernetik abbildnen. Die Evolution zu besserem Denken und höherer Intelligenz verschiebt sich vom Individuum auf sofort wirksame neue Methoden der Kommunikation, die die kollektive Intelligenz mobilisieren können. Die Evolution ist zu langsam.
Wir sollten alle bei uns selbst anfangen zu hinterfragen, Bereiche zu hinterfragen, in denen wir tätig sind. Lineares Denken kann man auch mit dem dienenden Verstand in Verbindung bringen. Es gibt ja auch den regierenden Verstand, den viele Menschen abgelegt haben und lieber gehorchen, nicht anecken wollen, es wird schon jemand richten. Wir verlassen uns zu sehr auf andere Menschen, auf die Industrie und die Politik. Vor 4 Jahren habe ich angefangen, das Bauen zu hinterfragen und musste mit erschrecken feststellen, dass bei mir nehr der dienende Verstand regierte. Mittlerweile habe ich viel von dem dienenden Verstand verloren und regiere… Weiterlesen »
In den Komplexitätswissenschaften sehen wir es so: Lineares Denken glaubt, dass Veränderungen sich in Form einer geraden Linie abspielen – also „immer schön gerade aus, gleich wie bisher …“ . Die Folgen sind vielfältig schädlich, z. B. entdeckt man so die Trendbrüche nicht, die aber meistens viel wichtiger sind als die Trends selbst.
Nicht-lineares Denken hingegen weiss, dass sich in der Natur fast nichts in geraden Linien bewegt. Besonders wichtig ist das Denken in Kreisläufen, vor allem in Regelungskreisläufen.
Naja, naja. Warum denn nur hat lineares Denken evolutionär überlebt? Weil es den Menschen einen Überlebensvorteil verschafft hat? Mit linearem Denken fahren Sie Auto, mit linearem Denken finden Sie sich im Gelände zurecht. Mit linearem Denken extrapolieren Sie die Bewegung eines Tennisballs, der auf Sie zufliegt. Die Natur und Umwelt, in der wir leben, verhält sich in vielen Aspekten hochgradig linear, sonst würde sich lineares Denken nicht so massiv in unserer Kognition ausprägen. Sonst wären nicht viele der Grundgleichungen der Physik lineare Gleichungen, die aber trotzdem das Systemverhalten ganz korrekt beschreiben. Es stimmt natürlich, dass es Systeme gibt, die sich… Weiterlesen »
In der Natur ist so gut wie nichts linear, jedoch ist unser Erkenntnisvermögen dafür unterentwickelt. Es reichte aber z. B. aus, um die Flugbahn einer Lanze richtig einzuschätzen.
Sicher, sobald man es mit Systemen zu tun hat, deren Zustandsgrößen gegenseitig voneinander abhängen, wird die Geschichte hochgradig nicht-linear, keine Frage. Das ist bei stark vernetzten Systemen, wie es auch biologische Systeme sind, praktisch immer der Fall. Auch das steht außer Frage. In unserer Alltagserfahrung steuern wir aber nicht bewusst unsere Verdauung, unser Immunsystem, unseren Hormonstoffwechsel. In unserer Alltagserfahrung treten systemische Rückwirkungen unserer Handlungen oft mit solcher Zeitverzögerung, und auf so komplexe Weise auf, dass wir die Effekte nicht direkt den Ursachen zuordnen können. Aber das spielte für das Überleben in der Savanne auch gar keine Rolle. Warum assoziieren wir… Weiterlesen »
Da die sinnliche Erfahrung in Grosssystemen zum Teil nicht mehr möglich ist und zum Teil auch nicht genügt, braucht man geeignete Tools und Methoden. Diese gibt es heute aufgrund von fortgeschrittener Kybernetik und Systemik reichlich.