In der NZZ vom 8./9. August kritisiert der Autor Gy .auf Seite 17 im Artikel über „Wettbewerb statt Basteln“ zurecht die „Bastler“ von Adhoc-Markteingriffen. Er stellt diesen die Marktordnung gegenüber und schreibt: „In Marktordnungen ist es vielmehr der Wettbewerb, der verlässliche Informationen und Handlungsanreize liefern kann. Unter dem Druck des Wettbewerbs dürfte der Strukturwandel am ehesten so ablaufen, dass die Veränderungen der Gesellschaft langfristig am meisten bringen.“
Seine Begründung scheint stark von F. A. Hayek beeinflusst zu sein, wie sich aus von ihm verwendeten Begriffen, wie „konstruktivistisch“ und „Anmassung von Wissen“ schliessen lässt.
Basteln ist zwar fast immer falsch, aber das Lob der bisherigen Marktordnung teile ich nicht. Weniges liefert unzuverlässigere Informationen, als die heutigen Märkte für die heutige Wirtschaftsstruktur, und weniges hat nach fast jedem Massstab seit mehr als 10 Jahren krasser und systematischer versagt, als diese Art von Marktordnung. Zwar brauchen wir Märkte als Regulierungs- und Koordinationsmechanismen, aber die bisherige Marktordnung muss dringend, rasch und im Kern reformiert werden. Sie entspricht immer noch der Logik von lokalen Gemüsemärkten, einer beinahe unveränderten Vorstellung über Märkte aus dem 18. Jahrhundert.
Die Preis-, Kosten- und Gewinnsignale von Märkten sind kurzfristige, fluide und daher höchst unzuverlässige Indikatoren, wie man an den Rohstoffpreisen und Frachtraten sieht. Wie soll man etwa im Energiebereich oder in der Flugzeugbranche Investitionen auf rasch stark schwankende Ölpreise stützen, wenn die Investitionen ein Unternehmen für 10 bis 30 Jahre irreversibel binden? Das wäre wie wenn Schiffe noch immer mit dem Sextanten gesteuert würden statt mit moderner Satelliten-Navigation.
Eine moderne Strategieplanung kann heute auf wesentlich zuverlässigere Informationen gestützt werden, als bisherige Märkte diese je liefern können. Die heutigen Marktordnungen sind zu Vehikeln systematischer Fehlsteuerung der Wirtschaft verkommen, wie das Desaster an den Finanzmärkten deutlich zeigt.
Die NZZ fordert „Wettbewerb statt Basteln“. Unzuverlässige Information
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