Der Zweck des rasanten Anstieges der Börsenkurse seit März 09 ist erfüllt: Möglichst viel Optimismus zu verbreiten. Möglichst viele zu überzeugen, dass alles vorbei ist. Möglichst viele in die Falle zu locken. Mehr als 90% der Investoren sind optimistisch. Die meisten Medien sind euphorisch. 45 Ökonomie-Professoren, die das Wallstreet-Journal regelmässig befragt, prognostizieren Wachstum der Wirtschaft von durchschnittlich 2,9% und einige gehen bis auf 4 – 5%. Das ist perfektes lineares Extrapolieren. Die böse Überraschung folgt häufig auf dem Fusse.
Es ist ein teuflisches Spiel, das sich in allen Finanzkrisen der Geschichte wiederholt hat. An der Aktienbörse kann man das allerdings nur einmal alle 60 – 70 Jahre erleben, und daher ist es den meisten unbekannt und sie lassen sich verführen. An den Futures-Märkten kann man es jedoch drei bis viermal pro Jahr erleben und daher kann man es dort üben. Meine ersten Erfahrungen damit habe ich 1967 gemacht, und seither 40 Jahre lang.
Der dritte Akt wird der dramatische Teil der „Oper vom Sinken der Börse“. Er wird die US-Börse vermutlich auf die Grössenordnung von 3000 Punkten im Dow Jones fallen lassen. Dieser Akt wird den sogenannten „Point of Recognition“ bringen – nämlich die Einsicht: Da geht etwas anderes vor sich, als man bisher glaubte.
Zwar gibt es zuverlässige Navigationshilfen, nämlich die Naturgesetze komplexer dynamischer Systeme. Mit der ökonomischen Brille allein kann man diese aber gerade nicht erkennen, und daher sieht man die Risikopotentiale damit nicht. Denn Börsen folgen eben nicht ökonomischen Gesetzen, wie die meisten glauben.
Wie geht es weiter? Wahrscheinlich ist: Sinken der Aktienkurse, Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien und der meisten anderen Sachwerte. Und der US-Dollar, den zur Zeit rein gar niemand haben will, wird lange Zeit steigen. Man wird das als Stärke-Zeichen der US-Wirtschaft missverstehen, denn in Wahrheit ist es das deutlichste Schwäche-Signal.
Das Ganze nennt man Deflation. An den Konsumentenpreisen, wohin die meisten blicken, kann man diese aber nicht erkennen. Die Lösungen liegen im richtigen Navigieren und in verlässlichen Steuerungssystemen. Mehr dazu auf der Homepage, im Malik Mail sowie in meinen monatlichen Letters „Malik on Management“, wo ich die System-Risiken regelmässig seit 1993 publiziert habe.
Guten Tag Herr Professor Malik!
Ich gehe dacor mit Ihren Thesen; Deflation, Shareholder Value Irrsin und Börsen, die durch falsch abgebogene Banken zu reinen Zockertables gemacht worden sind.
Mich würde interessieren, welche Begründung Sie aufführen für einen steigenden Dollar? Flucht und Trutz?
Ich denke, wohl eher die absehbare Implosion des alleinigen Dollargegenspielers!
Meinen Gruß
Christian A. Wittke