Gestern sind mehrere Postings eingegangen, die sich auf Prof. Heinsohns Artikel über die Hilflosigkeit der Zentralbanken beziehen. Als Antworten auf diese Postings zitiere ich die entscheidende Passage aus Heinsohns Artikel. Sie zeigt sehr klar, dass die Lösungen nicht in der Makroökonomie bzw Regierungspolitik liegen, sondern auf der Ebene der einzelnen Unternehmen, d.h. im Mikrobereich des organisatorischen Gewebes der Gesellschaften.
Wie meine Leser wissen, vertrete ich diese Position seit Jahren.
Sie lautet: Nur mit funktionierenden Organisation können auch Gesellschaften funktionieren. Regierungspolitik und ZB-Politik können aber keine funktionierenden Unternehmen herbeiführen. Heinsohn macht nun sehr klar, was Unternehmen von heute fehlt, und was ihnen niemand beschaffen kann – ausser sie selbst: verpfändbares Eigentum, marktfähige Produkte bzw. Ideen dafür und die dafür nötigen Fachkräfte.
Unter den heutigen Bedingungen können sie das mit ihren herkömmlichen Strukturen und Funktionsweisen aber nicht. Sie brauchen dafür einen radikalen Umbau. Bildlich gesprochen müssen sie sich vom Entwicklungsstadium der Fische zu Wirbeltieren entwickeln. Zwar geht das, aber es geht nicht mit den herkömmlichen Mitteln. Dafür brauchen sie eine neue Art des Managens. Dies ist die neue Sozialtechnologie der system-kybernetischen ganzheitlichen Selbst-Transformation, wozu u. a. die Syntegrationsverfahren gehören.
Aus dem „Hilflosigkeits“-Artikel von Heinsohn:
Einmal mehr zeigt sich die ökonomische Hilflosigkeit von Zentralbanken, die drei entscheidende Dinge nun einmal nicht vermögen: (1) Sie können potentiellen Kunden von Geschäftsbanken kein Eigentum übertragen, damit die daraus das Pfand für ihre Schulden nehmen. (2) Sie können solchen Kunden auch keine Patente überlassen, deren Umsetzung ihnen eine Marktführerschaft bescheren würde. (3) Sie können ihnen auch keine Könner vermitteln, die mit eigenen Innovationen den Betrieb wieder nach vorne brächten.
Selbstverständlich können auch die Geschäftsbanken all dieses nicht. Wäre es anders, bräuchte man sich um frische Kredite an die Realwirtschaft ja keine Sorgen zu machen. Der Aberwitz liegt bei Politikern und Ökonomen, die Zentralbankern Potenzen zutrauen, die bei Geschäftsbankern fehlen oder von ihnen arglistig zurückgehalten würden. Beide Stufen des Bankensystems jedoch sind angewiesen auf Unternehmen, die den Preis ihres Eigentums verteidigen müssen und für die Umsetzung von – durch die Konkurrenz vorgelegte oder aus dem Eigenen kommende – Innovationen Investitionskredit benötigen. Banken mögen zukunftsfähige Unternehmen erkennen, erschaffen müssen die sich selber.
Aus <https://blog.malik-management.com/hilflosigkeit-von-zentralbanken-warum-wird-die-ezb-ihre-hyper-kredite-nicht-los/
Martin Cassado von VMware beschreibt ein wiederkehrendes systemisches Grundproblem anhand von IT-Sicherheit mit dem Bild von der Goldilocks-Zone, die die optimale Nähe eines Planeten zur Sonne charakterisiert um Leben zu ermöglichen. So lässt sich in meinem Verständnis auch die durchschlagende Wirkung der Syntegration erklären. Sie bringt Teilsysteme unter strukturierten Bedingungen in optimale Nähe-Distanz-Beziehungen, die zuvor relativ isoliert voneinander nur über mehr oder weniger gut definierte Schnittstellen miteinander kommuniziert hatten. Dadurch wird das in den Teilsystemen innewohnende kontextuelle Wissen genutzt ohne die notwendige funktionelle Isolation zu opfern. So gesehen stellt sich die große Transformation primär als architektonische Aufgabe dar. http://www.youtube.com/watch?v=Rq71zTMjCcA Zur… Weiterlesen »
Ein interessantes Video, vielen Dank.
Die immense Wirkkraft der Syntegrationsverfahren beruht unter anderem auf den folgenden 2 Prinzipien, die ich als Naturgesetze ansehe, obwohl ich diese in dieser Weise bisher noch nirgends formuliert gesehen habe.
1. Was vorher separiert war, wird durch Syntegration vernetzt.
2. Was vorher sequentiell geschehen ist, geschieht durch Syntegraton synchron.
Sie beschreiben in Ihrem Posting eine schöne Anwendung beider Gesetze.
Zitat SNB-Präsident Prof. Dr. Thomas Jordan: Zentralbanken haben kein Liquiditätsproblem. Ein erster Grund für die Sonderstellung einer Zentralbank liegt darin, dass es bei ihr keine Liquiditätsengpässe – also kurzfristige Zahlungsprobleme – gibt. Die Zentralbank kann sämtlichen Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen, weil sie die benötigte Liquidität selber schaffen kann. Quelle: http://www.snb.ch/de/mmr/speeches/id/ref_20110928_tjn/source/ref_20110928_tjn.de.pdf „Meint Herr Prof. damit den unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen -nur das geschaffene Geld ist doch die Schuld der Zentralbank?- Die aufwärtsgerichteten Aktien- und Rentenmärkte der letzten 5 Jahre sind vermutlich ausschließlich dem unbegrenzten Ankauf der Staatsanleihen geschuldet. Sehen Sie das auch so und wann und wie wird dieser Prozess gestoppt? Sollte… Weiterlesen »
Letztlich sind es Verpflichtungen der Steuerzahler. Eine ZB kann zwar Liquidität selber schaffen, aber nicht ohne jemanden, der dafür haftet. Bei Gunnar Heinsohn finden Sie dazu noch viel mehr.
Unser Zentralbankwesen ist eine sozialistische Planwirtschaft: – Der Zins als entscheidender Preis in der Volkswirtschaft wird von Bürokraten statt vom Markt festgesetzt. – Die Geldmenge wird ebenfalls von Bürokraten gesteuert. Die Zentralbanken schaffen Geld – oder wie ich immer die korrekte Bezeichnung ist – aus dem Nichts durch Verlängerung Ihrer Bilanz. Wenn die geschaffene Aktiva ausfallen und die Passiva besten bleiben, verringert sich dad Eigenkapital. Wie bei einem Privatmann ist allerdings das Spiel noch nicht aus, wenn das Eigenkapital verbraucht ist, sondern erst, wenn das Vertrauen in die Fähigkeit, die aufgenommen Schulden zu bedienen, fort ist. Prof. Rheinsohn beschreibt das… Weiterlesen »