Moritz Meier, ein neuer Blog-Gast, hat mir die Frage gestellt, was ich unter herkömmlicher Ökonomie verstehe. Meine Antwort darauf dürfte andere LeserInnen auch interessieren. An der Stelle über F.A. von Hayek und bei der Asset Value Theory habe ich je eine Präzisierung angebracht.
Mit herkömmlicher Öko meine ich u. a. Keynesianismus und Monetarismus in ihren div. Spielarten, ebenso Asset Value Ökonomie (Wealth Creation Theory), Finanzmarktheorie und Perfect Market Theorie usw.
Die Österreichische Schule ist zwar weit besser, aber doch nicht mehr gut genug, denn es hat sich seit ihrer Entstehung zu vieles geändert. So hat bspw. selbst FA Hayek, den ich zwar sehr schätze, primär aber als Gesellschaftstheoretiker und heute weit weniger als Ökonom, eine in wichtigen Punkten nicht mehr taugliche Marktvorstellung und v. a. eine völlig unzulängliche Theorie des Unternehmens und der Funktion des Gewinnes.
(Hayek konnte 1960 nicht wissen, welche bedeutenden Fortschritte wir in der Unternehmensstrategie und Unternehmens-Navigation machen würden (dazu mehr in meinem Buch über Strategie (2011). Seine damalige Lösung ist dadurch weitgehend überholt, so wie generell die Theorie des Marktes (Adam Smith etc.) überholt ist. Sie stammt aus der Zeit der lokalen Gemüsemärkte… Andere Teile der Theorie von Hayek sind aber weiterhin hochrelevant).
Ähnlich auch v. Mises.
Weit besser für die heutige Situation, in die uns ja gerade die herkömmlichen Theorien gebracht haben, sind aber Schumpeter und auch – ja – Kondratieff. Zentral wichtig sind Heinsohn/Steiger.
GR ist durch IMF und unsäglich primitive Anwendung von herkömmlicher Ökonomie kaputt gemacht worden. Nicht, dass ich die Griechen entschuldigen will, an vielem sind sie auch selbst schuld. Die Lösung liegt hier aber längst nicht mehr auf ökonomischer Ebene, und eben schon gar nicht auf der herkömmlichen. Über meine eigenen Lösungen und vor allem Methoden und Tools finden Sie vieles im Blog und andernorts reichlich publiziert.
Wir haben es mit verdammt vielen Variablen zu tun. In GR mit Syriza. Was werden sie tun, wenn sie die Regierung stellen? Oder werden die abgewirtschaftete ND und die PASOK weiter pfuschen ? Auf das bisherige Fundament llegen die Investoren keine Ziegelsteine. In ES hat man keine rechte Vorstellung von der Höhe des Schuldenturms. 40 Mrd, 80 Mrd mehr, sehr viel mehr ? Letztlich sind das überall Summen, die nie mehr in der gleichen Währung zurückgezahlt werden können. Natürlich auch in UK und in den USA nicht. Ihr kriegt Euer Geld nicht mehr im gleichen Wert zurück, wie Ihr es… Weiterlesen »
Ich stimme Ihnen zu, ja uneingeschränkt. Nur für die Zeit nach der Krise stellt sich die Frage: Welche Art von Staat brauchen wir zukünftig, um Krisen wie die derzeitige besser steuern zu können, soll heißen, ohne das soziales Chaos die unausweichliche Folge des deflationären Zusammenbruchs ist. Der heutige Staat ist dazu auf jeden Fall nicht geeignet. Ganz im Gegenteil. Er ist ja gerade der Grund dafür, daß die sog. reale Wirtschaft immer räudiger geworden ist und sich über Jahrzehnte hinweg die Fallhöhe immer weiter erhöht hat. Darüber zu philosophieren ist ein dringliches Desiderat – gerade auch in diesem Blog. Meinen… Weiterlesen »
Die Demokratie in ihrer heutigen Form, und noch weit mehr die Verwaltung, sind der Komplexität und Dynamik der heutigen Gesellschaft immer weniger gewachsen. Das war vorhersehbar, und deswegen haben wir Organisationsstrukturen und Managementsysteme entwickelt, die um das 80-fache effizienter und um das 100-fache schneller sind. Vor allem haben wir die nötigen, hochinnovativen Tools erfunden, mit denen die Herausforderungen auf neue Weise gemeistert werden können. In rund 600 Anwendungen haben diese ausnahmslos perfekt funktioniert.
Der heutige Staat hat nicht nur einen „organisatorischen Defekt“ (analog zu vielen, gerade großen Unternehmen), sondern m.E. auch einen grundsätzlichen: Er versucht, Dinge zu tun, die auch bei perfekter Durchführung nicht möglich sind. Deutlich wird dies, wenn man sich vergegenwärtigt, was staatliche Eingriffe im Regelfall bedeuten: Der Staat definiert eine „One-size-fits-all-Lösung“ und setzt diese auf dem Gesetzeswege durch. Der Markt hingegen – lässt man ihn in Ruhe – experimentiert. Millionen von Menschen und Unternehmen überlegen neue Lösungen, jeder entscheidet für sich, was für ihn – vermeintlich – das Beste ist. Und am Ende entscheidet die objektive Realität, was tatsächlich am… Weiterlesen »
Der Markt so wie Sie ihn schildern funktioniert durchaus, aber nicht von allein, sondern nur wenn die dafür nötigen Bedingungen streng eingehalten werden. Er funktioniert aber nur in der Realwirtschaft, denn dort haben wir die nötige Selbstregulierung und Selbstorganisation. Der Markt ist dann ein evolutionäres Entdeckungsverfahren, wie F. A. Hayek dies nannte. Die Finanzmärkte hingegen sind aber keine Märkte in diesem Sinne, weil dort die korrigierende Selbstregulierung (negatives Feedback) sich ins Gegenteil verkehrt, in die sich aufschaukelnde Selbstzerstörung (positives Feedback). Dies ist bisher so gut wie unerkannt geblieben. Das Finanzsystem bringt sich dadurch regelmässig selbst um. Wenn man das versteht,… Weiterlesen »
Meine Einschätzung ist, kybernetische Methoden hätten die Sowjetunion transformieren können. Man hätte möglicheweise die äußeren Landesgrenzen erhalten können. Die INNERE Struktur hätte sich aber radikal verändert. Völlig weg von Planwirtschaft hin zu sich weitgehend selbstregulierenden Organisationseinheiten. Die Entscheidungen welches Problem wie zu lösen ist würden abhängig von ihrem räumlichen Wirkungskreis auf entsprechender Ebene getroffen werden. Wobei alle diese Entscheidungen auch die auf der untersten Ebene trotzdem an gemeinsamen Leitlinien und einem Gesamtziel ausgerichtet wären. Mit freundlichen Grüßen Stefan Ludwig P.S.: Ich habe anno 1989 verschiedene Bücher von Frederik Vester über vernetztes Denken gelesen. Nach den ersten 50 Seiten war mir… Weiterlesen »
Paradoxerweise hatten die Sowjets viele der fähigsten Kybernetiker. Einige von Ihnen konnte ich in Moskau 1973 besuchen, nachdem wir eine Spitzendelegation von ihnen am 1972er St. Galler Management Symposium zu Gast hatten, das ich damals co-präsidierte. Was sie beschreiben wäre möglich gewesen, aber es wäre eben gerade nicht mehr die Sowjetunion gewesen, denn diese hatte sich eben dogmatisch durch Planwirtschaft und Zentralismus definiert.
Lieber Herr Prof. Malik, zwei spezifische Fragen hätte ich noch: 1. Wieso sind freie (!) Finanzmärkte keine normalen Märkte? Wieso sollten ausgerechnet hier die Selbstregulationsmechanismen versagen? Dass dies im 20. Jahrhundert wiederholt geschehen ist, liegt m.E. nicht in der Natur von Finanzmärkten per se sondern ist ein unmittelbares Resultat umfassender Pervertierungen des Marktgedankens. Ursache dafür wiederum ist das Papiergeldsystem, bei dem Geld im klassischen Sinne vollständig abgeschafft und durch (unlimitierten) Kredit ersetzt wurde. Dass ein solches System hochgradig instabil ist, versteht sich von selbst – mit einem generellen Defekt des Finanzmarktes hat dies m.E. aber nichts zu tun. 2. Dass… Weiterlesen »
Zu 1: Je höher ein Real-Gut im Preis steigt, desto mehr sinkt die Nachfrage und umgekehrt. Je höher aber eine Aktie steigt, desto mehr Leute wollen diese Aktie kaufen. Je mehr sie sinkt, desto mehr Leute werden diese Aktie auf den Markt werfen. Das ist nicht eine Pervertierung des Marktes, sondern es ist ein anderes System. Zu 2: Die Alternative zum Markt sind nicht unbedingt zentralpolitische Entscheidungen. Sondern es sind gänzlich andere Formen des Navigierens und der Strategie von Unternehmen. Der heutige Strompreis ist für die Entscheidung, Kraftwerke zu bauen, die 10 Jahre im Bau sind und danach 50 Jahre… Weiterlesen »
Ad 1: Wenn ich vom Finanzmarkt spreche, meine ich vor allem das Geldsystem als Ganzes. Und da gibt es über den Zinssatz ein sehr markttypisches und – wenn nicht manipuliert – gut funktionierendes Anreizsystem. Der Verlauf von Aktienkursen ist auch kein anderer als der jeder normalen „Handelsware“: Der Kauf auch zu steigenden Preisen erfolgt immer in der Hoffnung, zu einem späteren Zeitpunkt zu einem höheren Preis verkaufen zu können. Dabei mag es gelegentlich zu Overinvestments kommen – wenn man das zugrundeliegenden Geld nicht manipuliert ist (durch bewussst geschaffene Inflation und politisch = willkürlich gesetzte Zinssätze), erledigen sich solche Bubbles schnell… Weiterlesen »
Zu 1 sehe ich anders. Die Gross-Crashes treten regelmässig auf – etwa alle 70 Jahre, unabhängig davon, welche Ökonomie gerade vorherrschte. Man kann die Aktien- und auch grossteils Futuresmarkets nicht verstehen, mit ihren Leverageeffekten, Margin-Mechanismen usw., wenn man sie nur aus der Sicht der Handelsware betrachtet. Menschliche Gier, auf Kredit finanzierte Sachwerte, die Selbstbeleihungsphänomene des Kreditsystems usw. bringen das System regelmässig zum Kollaps. Diesmal gehören zu den Hauptursachen noch irregeführtes Management durch Shareholder Value, Bonussysteme mit artithmetische Ankettung an Finanzkenntziffern etc., die zur geschichtlich grössten Fehlallokation ökonomischer und sozialer Ressourcen geführt haben. Die jetzt als notwendig erachteten Rettungsmassnahmen verschärfen die… Weiterlesen »
Sehr geehrter Herr Prof. Malik, ihre Antwort auf das Posting von Moritz Meier entspricht meiner Wunschvorstellung wie ERKLÄRENDE und BEGRÜNDENDE Antworten aussehen sollten in nahezu idealer Weise. Die Antwort auf 1 mag vielen Lesern trivial erscheinen. Für mich ist es nicht trivial durch die Ergänzung (der Aktienmarkt) „ist ein anderes SYSTEM“ Die Anwort zu 2. gibt ein sehr schönes einfach nachzuvollziehendes Beispiel. Ein Blog ist für ausführlichere Beispiele wohl nicht geeignet. Wenn es im Blog nicht geht, dann wünsche ich mir eine andere Form (Kolummne, Lektionen in kybernetischem Management oder ähnliches was genau auf diesem Niveau zu erklären beginnt warum… Weiterlesen »
Lieber Herr Ludwig, Ihr Interesse kann ich verstehen, nur fehlt mir die Zeit, selbst noch eine weitere Plattform zu betreiben. Dafür bitte ich Sie Verständnis zu haben. Es ist fast alles publiziert, sei es in meinen Büchern oder in den monatlichen Managementletter. Und die Lösungen wenden wir ja täglich in Organisationen an. Weshalb ich aber keine Namen nenne (nennen darf) habe ich schon mehrfach dargelegt. Die Fragen, die inbesondere mit unseren Syntegrationen gelöst werden, sind besonders in Unternehmen vertraulich.
Gewisse Zyklen sind m.E. normal und weder schädlich noch zu vermeiden. Sie sind das normale Ergebnis menschlichen Handelns, das nun mal in einem gewissen Grade auch mit Fehlern behaftet ist. Problematisch wird es dann, wenn der Boom künstlich befeuert und verlängert wird. Gerade die Great Depression in den USA ist hier ein wunderbares Beispiel: Vorherige Rezessionen waren milder, die Korrekturen zwar scharf, aber in ein oder zwei Jahren ausgestanden. Was wir derzeit erleben, ist m.E. ohne historisches Beispiel: Seit gut 100 Jahren fand eine historisch beispiellose Aufschuldung statt, die in den letzten 40 Jahren seit dem Wegfall jeglicher monetärer Restriktionen… Weiterlesen »
Ich spreche nicht von „gewissen“ Zyklen, sondern von ganz bestimmten. Und diese sind so bösartig, wie Krebs. Die Deflation der und Depression der 1930er war natürlich nach 2 Jahren keineswegs ausgestanden, sondern hat schnurgerade in den 2. Weltkrieg geführt. Auch dass früher solche Booms nicht möglich waren, stimmt nicht. Es gab die Südseespekulation und das Tulpenzwiebeldesaster. Beide haben zu langer Depression und Verarmung grosser Bevölkerungsteile geführt. Die Überschuldung Frankreichs unter Ludwig XVI. hat zur französischen Revolution und zu den Napoleonischen Kriegen geführt. So leicht kann man die Dinge also nicht als „normal“bezeichnen, ausser man schliesst in diese Normalität all diese… Weiterlesen »
With all due respect: Ich denke, die angeführten Vergleiche hinken. Frühere Spekulationsblasen wie die berühmt-berüchtigte Tulpenzwiebel-Spekulation waren kleiner, typischerweise regional begrenzt, schnell wieder vorbei und vor allem eines: Sie waren nicht oder nur bedingt durch eine Kreditexpansion ausgelöst. Die „Great Depression“ hingegen war die erste große, weltweite Depression/Deflation unter dem Regime der Notenbanken in einem (Teil-)Papiergeldsystem. Die Great Depression wurde (nachzulesen z.B. bei Murray Rothbard) durch die Geldpolitik der Notenbank ausgelöst – und durch deren Handeln verlängert. Bezeichnend ist, dass es in den USA in den Jahrzehnten davor eine Reihe durchaus ernsthafter deflationärer Phasen gab, die aber jeweils schnell und… Weiterlesen »
Herr Meier, ja, ich kenne die Geschichte. Viele werden Sie nicht finden, die die Finanzgeschichte besser studiert haben, als ich. Deshalb kann ich über die heutige Dünnbrett-Bohrerei nur lachen oder weinen … Falls Sie meine monatlichen Management Letters kennen, finden Sie dort auch einiges zur Zusammenbrauung des Perfect Storms. In meinem jüngsten Buch über „Strategie“, Band 3 der Serie Komplexität meistern, finden Sie den neuesten Stand, auch über die Zyklen, vor allem aber über meine Lösungen.
Zwischenkommentar, der vielleicht hilfreich ist: ich denke, dass gerade viele systemtheoretiker nicht-ontologisch denken. d.h., dass bspw. der begriff wert nur relational definiert werden kann. es gibt also nichts, dass per se einen wert hat. es hängt immer alles an den präferenz- und erwartungsstrukturen der akteuere. für den aktienmarkt siehe keynes‘ beauty contest. für die typischen investitionsgüter-anlageklassen immobilie, geld, gold, aktien, sonstige sachwerte gilt das auch. wenn man nur geld hält, spekuliert man auf eine bestimmte entwicklung der präferenz- und erwartungsstrukturen und denkt praktisch deterministisch. sicher ist aber, dass auch alles anders kommen kann (kontingenz der soziokulturellen evolution). ich denke es… Weiterlesen »
H. v. Foerster hat das mit der Theorie der Rekursion und des Eigenwertes recht gut gelöst.
heinz von foerster würde das den blinden fleck nennen. jeder der prognosen liefert hat die grundparadoxie der welt und seiner selbst schon entparadoxiert, und das ist gut so, denn sonst gäbe es nix ausser unendliche reflexionsschleifen und damit stillstand. trotzdem sollte man das immer in hinterkopf haben. es ist dieses sich nicht selbst beim beobachten beobachten zu können. genau aus diesem grund wäre ich sehr vorsichtig mit prognosen. nur alteuropäische denker, also ontologische denker, gehen eigentlich noch so vor. bauen sie die ontologie aus, ist automatisch auch die daran pfadabhängoig anschließende epistemologie weg. das wäre schön, denn dann würden alle… Weiterlesen »
Was der eine kraft konstitutiver Blindheit nicht sieht, kann der andere sehen und so sehen beide gemeinsam auch dass, was jeder von ihnen nicht sehen kann.
nur dass der eine es dem anderen nicht mitteilen kann, weil der andere ihm nicht glaubt und sich beide gegenseitig bis ins unendliche ihre jeweiligen blinden flecke aufzeigen wollen und jeder weiß, dass er weiß, dassder andereweiß, dass er weiß, dass der andere weiß .. :-),, den blinden fleck wird man nicht los, bloss weil man zu zweit ist. ihn auflösen zu wollen ist das prinzip, durch das dann überhaupt etwas entsteht(sinnwelt, gesellschaft). wäre er auflösbar, wäre die ganze sinnwelt und gesellschaft verschwunden. am bestenkann man sich das noch so vorstellen: alles sitzen ruhig rum und schwälgen im nirvana bis… Weiterlesen »
Trotz all der möglichen Unmöglichkeiten findet dennoch ständig erfolgreich funktionierende Kommunikation statt. Dies ist für mich das wirklich Erklärungsbedürftige: Warum es nicht geht, ist einfach und trivial. Warum es aber geht, finde ich weit spannender und um ein Vielfaches wichtiger, denn darauf lassen sich Lösungen aufbauen. Und daraus wiederum ergibt sich die so wichtige politische und managerielle Haltung: Was kann ich selbst tun, damit es es geht …?