Wenn von der vergangenen Woche an die Kurse von Aktien und fast allen weiteren Sachwerten für Jahre endgültig nach unten gehen, dann wird man noch in Jahrzehnten Bernanke die Schuld dafür zuweisen. Der arme Kerl ist aber ganz unschuldig, und dennoch wird man ihn mit Schimpf und Schande aus dem Amt treiben.
Vergangene Woche war eine der hervorragenden Gelegenheiten, etwas absolut Grundlegendes über die Finanzmärkte zu lernen. Daher sollte man nicht versäumen neu nachzudenken.
Einerseits kann man am allgemeinen Irrglauben festhalten, die Rede des US-Notenbankchefs Ben Bernanke habe die Kurse nach unten getrieben, und so eindeutig wie diesmal seien Ursache und Wirkung nur selten zu sehen gewesen.
Andererseits kann man aber auch sagen, die Märkte seien ohnehin schon seit Langem so überreif für einen Kursrückgang gewesen, dass sie auch von allein und ohne äusseren Grund zurückgegangen wären.
Natürlich mangelt es nie an äusseren Ereignissen, welche Medien und „Fachleute“ heranziehen können, um diesen die Auslösung von Finanzmarktbewegungen nach oben oder nach unten zuzuschreiben. Es hätte diesmal zum Beispiel auch der ergebnislose G8-Gipfel sein können, oder die Ereignisse in der Türkei und Brasilien, oder die neuen Nachrichten über die Lage der chinesischen Banken.
Erst wenn man sich vom naiven Ursache-Wirkungsdenken löst, kann man die wahre Natur der Börsen zu verstehen beginnen. Deren Bewegungen sind von äusseren Ereignissen so weitgehend unabhängig, dass man diese aus den Erklärungen streichen kann. Das lässt sich auch recht gut beweisen.
Massgeblich ist die innere Dynamik der Märkte. Man kann die Beziehung geradezu umdrehen und sagen, die Märkte machen die Ereignisse. Dieser Gedanke ist jedoch für die Meisten fast unmöglich nachzuvollziehen.
Mit diesem Erklärungsprinzip können meine LeserInnen schon seit Langem gedanklich experimentieren, denn diese Auffassung vertrete ich mit vielfältigen Beispielen seit Beginn dieses Blogs. Damit erschliessen sie sich ein ganz neues Universum für ihr Weltverständnis, das ihnen den Durchblick bringt. Es ist derselbe Typ von Erkenntnis wie ihn der bedeutende Astronom Nikolaus Kopernikus herbeiführte, als er das geozentrische Weltbild durch das heliozentrische Weltbild ersetzte. Die Himmelsbeobachtungen blieben zwar dieselben, jedoch waren die Erklärungen dafür radikal anders. Dieses Prinzip hilft jedem, der es verstanden hat, ganz generell komplexe Systeme aller Arten besser zu verstehen, was ohne dieses Erklärungsprinzip unmöglich ist.