Die deutschen Medien vermeldeten in den letzten Tagen häufig, die Rezession sei gestoppt, ja gar besiegt. Als Beweis dafür wird unter anderem das wiedererwachende Wachstum des deutschen Bruttoinlandproduktes (BIP) genannt.
Zwar ist es richtig, dass dieses im 2. Quartal 09 gegenüber dem Vor-Quartal, also dem 1. Quartal 09 gemäss den Erhebungen des Stat.Bundesamtes um 0,3% gestiegen ist. Was bedeutet aber diese Zahl?
Ebenfalls richtig ist nämlich, dass das BIP im 2. Quartal 09 gegenüber dem Vor-Jahres-Quartal, also dem 2. Q 08 um 7, 1% gesunken ist. Das ist der dritte und stärkste Quartalsrückgang seit Ausbruch der Krise. Darüber konnte man in den Medien kaum etwas lesen. Ist es vielleicht doch noch zu früh für die Krisen-Entwarnung …?
Viele Journalisten verhalten sich so wie Raubtiere im Zoo und schreiben nur genau das, was man ihnen als Futter vorwirft. Selber denken und recherchieren ist ja auch viel zu anstrengend.
Wenn ich zum Beispiel den Anzeigenschwund von 30 bis 40 Prozent bei den Printmedien als vorlaufenden Indikator betrachte, muss ich daraus auf eine weitere Talfahrt der Wirtschaft schliessen. Die grosse Krise kommt erst noch.
Die Krise ist rational betrachtet sicherlich nicht besiegt. Dazu sind zuviele Fehler im System. Einer dieser Fehler ist der Medien-, Meldungshype der massenpsychologische Reaktionen auslöst. Bad News are Good New aber irgendwann dreht sich das. Menschen wollen von dem Schlamassel nichts mehr hören. Dann werden Good News zu Good News. Solange sich diese Phase hält, steigt der Optimismus und damit Wirtschaftsleistung. Fragt sich nur wie lange noch. Eines ist sicher: solange die großen Aufgaben nicht gelöst sind – allen voran das wieder Wirksamwerden von Regierungen im Sinne der Wohlfahrtssteigeung der Gesamtbevölkerung anstatt am Gängelband der Großkonzerne zu hängen, werden ziemlich… Weiterlesen »
Solange die Wirtschaft in Deutschland von Führungskräften „regiert“ wird, welche von langfristiger Strategie nur im Zusammenhang mit ihrem eigenen Portemonaie gehört haben und diese Manager ansonsten nur an kurzfristigen Gewinnen interessiert sind, ist die Krise noch lange nicht vorbei.
Es geht doch längst nicht mehr darum, ob das Publikum „good news“ oder „bad news“ hören will, und auch nicht, ob Journalisten zu faul zum Recherchieren sind. nein, es geht vielmehr darum, dass hier systematisch manipuliert und verdummt wird; seitens derjenigen, die die Fäden tatsächlich in der Hand haben! Wer das noch nicht kapiert hat, der hat noch einen langen Weg vor sich.
Ob „bad news“ == „good news“ sind, sehe ich nicht als Ursache der Krise an. Ich denke, dass die Art der Unternehmensführung die zugrunde liegende Ursache darstellt. Wenn sich die Manager mit den (gut geschriebenen) Schriften eines Gälweilers beschäftigt hätten (was ich von Managern ab einer gewissen Hierarchiestufe erwarte), wären einige Entscheidungen ins Licht des Absurden gerückt worden.
Ich habe vor kurzem einen schönen Satz gehört, welchen in unmittelbar mit dieser Thematik assoziiert habe:
„Don’t watch the Fans. Watch the Game!“.
Herr Freese
danke für Ihren Kommentar. Ich konnte mit Aloys Gälweiler noch persönlich zusammenarbeiten. Nach seinem Tode habe ich dann die Rechte an seinem Werk erworben, um sie der Welt zu erhalten. Gleichzeitig habe ich seine wichtigsten noch unveröffentlichten Aufsätze bei Campus veröffentlicht.
Gälweiler ist, wie Sie richtig erkennen, einer der grossen Pioniere, der seit Ende 1970er Jahre fester Bestandteil unserer Stratgieberatung und-ausbildung ist. Der Mainstream-BWL ist er weitgehend unbekannt.
F. Malik, 7. 9. 09
Herr Malik
über Aloys Gälweiler bin ich auch auf Ihre Ideen aufmerksam geworden. Ich finde es ebenfalls sehr gut, dass Sie seine (sowie auch andere wichtige) Ideen der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Jedoch halte ich es für stark diskussionswürdig anhand des BIP von einem (nicht) Ende/Anfang der Krise zu sprechen.
Ich behaupte, dass die Ideen eines Gälweilers hierbei deutlich tragfähiger wären.