Das Zauberwort „Digitalisierung“ als solches genügt noch nicht.
Denn man kann auch etwas digitalisieren, was falsch ist – und damit führt man in einer Organisation die Alte Welt weiter, statt eine Neue Welt zu schaffen. Das Falsche wird dann umso wirksamer. Und die Organisation ist weiterhin veraltet, aber dies umso effizienter, nämlich digital.
Daher muss man gerade jene Dinge auf den Prüfstand stellen, die in der Alten Welt besonders gut funktioniert haben, und die man genau deswegen nicht in Frage stellt.
Das kann man den Informatikern allein nicht überlassen, denn diese können ja nicht gleichzeitig auch Spezialisten für die inhaltliche Seite von Prozessen sein.
Der Begriff Digitalisierung ist im allgemeinen Sprachgebrauch bis zur Unbrauchbarkeit unscharf. Eigentlich müsste man von elektronischer Digitalisierung sprechen, da Digitalisierung in drei evolutiven Wellen erfolgte: DNS/RNS, Sprache/Schrift und schließlich die in Rede stehende elektronische Digitalisierung. Kennzeichnend für jegliche Digitalisierung ist das diskrete, also eindeutig identifizierbare Zeichen. Der zentrale kybernetische Aspekt ist, dass ich mit Digitalität beliebig feinkörnig und vielfältig steuern kann, auch eine Absolution im Vergleich zu analogen Verfahren. Bei der elektronischen Digitalität kommt noch hinzu, dass Maschinen andere Maschinen instruieren können. Mein Liebling im falschen Fortführen der alten Welt im neuen Gewand ist das governing by e-mail. Es wird… Weiterlesen »
Ein schönes Beispiel: @mail, als Fortführung der Alten Welt in neuer Erscheinungsform. Viel Neues ohne Änderung. Das ist derzeit sogar die Regel und nicht die Ausnahme, wie man den Eindruck bekommen könnte. Ich schätze, dass derzeit mehr als die Hälfte der Digitalisierung „alter Wein in neuen Schläuchen“ ist und daher auch ein Vielfaches von dem kostet, was die echte Digitalisierung kosten würde. Wir haben die Methode der „Systematischen Müllabfuhr“ dafür entwickelt. Die Schlüsselfrage lautet: „Was, von alle dem, was wir heute tun, würden wir nicht mehr neu beginnen, wenn wir es nicht schon täten“? Die meisten Leute tun sich anfangs… Weiterlesen »
Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Und was mich als jemandem mit recht tiefem technischen Einblick umtreibt, ist die Tatsache, dass digitale Systeme zwar hochgradig effizient, aber extrem verwundbar sind. Was machen Sie, wenn der Strom ausfällt, und es keine Rückfallebene gibt? Das Resultat ist das absolute Chaos, da die Zellen der Organisation dann nicht mehr kommunizieren können. Es genügt schon ein solarer Ausbruch in die falsche Richtung, der große Mengen elektrisch geladener Partikel in Richtung Erde schleudert und sämtliche Satellitenkommunikation vernichten kann. Dann funktioniert kein GPS, Glonass, Galileo mehr, und auch keine Fernsprechverbindung über Kontinente hinweg. Man suche „Carrington-Event 1859“ und… Weiterlesen »
GIGO – genau und gut getroffen, Herr Irmak. Einen Teil der Risiken, die Sie nennen, sind
heute schon schlagende Realität – das Hacking – unberechtigter Zugang zu sensiblen Daten und mehr.
Wir haben in den letzte 2 Jahren an einem solchen Projekt massgeblich mitgewirkt,
wo wir mit der „guten Kybernetik“ die „böse Kybernetik“ ausgehebelt haben. Das geht -und es geht nur so. Alle andere Massnahmen sind zu schwach. Bright cybernetics against dark cybernetics. An der Kybernetik als Wissenschaft und ihren ehernen Gesetzen ändert sich dabei nichts – aber es ändert sich alles an ihrer Anwendung.
Ohne Zweifel gibt es durch die Entwicklung und Verwendung von Computern (elektronischer Digitalisierung) gigantische Fortschritte. Doch wohin? In Punkto Kommunikation überfluten tagtäglich sogenannte Informationen die Menschen bis zum Burnout. Mit digitaler Unterstützung produzierte Fehler am BER, aktuell 11.581 an der Zahl, lassen den ersten Abflug fast unmöglich erscheinen. Digital erhobene Zölle führen demnächst zum Absterben des Handels und des Traums von der schwarzen Null. Ein einziger dumm daher gezwitscherter Satz eines Chaoten genügt, um die Welt aus den Angeln zu heben. Ein anderes Beispiel ist die neueste Creation von digitaler Bohrmaschine, die mit Smartphoneapp und Cloudlösung auf einer riesigen chaotischen… Weiterlesen »
Lieber Herr Puls, was für ein starker Beitrag. Sie haben das Auge, solche Dinge zu erkennen und
die Fähigkeit, dies auch anschaulich zu beschreiben. Die „Digitalisierung der Alten Welt“ scheint nur wenigen aufzufallen. Dies ist aber das gängige Muster. Es braucht enorme Anstrengungen, den nötigen Erkenntnisprozess herbeizuführen, denn dieser hat mit Digi also solcher nur wenig zu tun.
Wie geht es bei Ihnen, kommen Sie gut voran?
Schöne Grüsse, FM
Lieber Herr Prof. Malik,
vielen Dank für Ihre Einschätzung. Ich werde Ihnen auf Ihre eMail „fredmund.malik@mzsg.de“ ein paar Information zu den aktuellen Aktivitäten senden. Ich denke, dass sie auch aus Ihrer Sicht erfreulich sind.
Viele Grüße aus Hamburg
Norbert Puls