Woher ich die Börsen kenne?
Timing und Trefferquote meiner Wirtschaftsprognosen kann man meinen Büchern und monatlichen Managementlettern entnehmen. Wenn ich über die Finanzmärkte spreche, werde ich regelmässig auch nach meinen eigenen Erfahrungen gefragt.
Mein erstes Aktiengeschäft machte ich bereits 1967 mit kaum 23 Jahren. Schon zuvor hatte ich mehrere Jahre lang die Börsen im Detail. Innerhalb von nur drei Monaten brachte mir dieses Geschäft 160% Gewinn – sowie die illusionäre Selbsteinschätzung, dass ich „es nun kann“ … Es sollte aber noch eine lange Lehrzeit vor mir liegen.
Weil damals an den Aktienmärkte wenig los war, ging ich an die US-Terminbörsen, die heutigen Futuresmarkets. Das sind die professionellsten, schnellsten, aber auch gefährlichsten Märkte. Sie arbeiten mit bis zu 99% Leverage.
Was sich an den Stockmarkets nur etwa alle 70 Jahre einmal abspielt – ein voller Zyklus von Bull und Bear – passiert an den Rohstoffmärkten mehrmals jedes Jahr. Hier konnte ich daher jene Erfahrungen sammeln, die es mir später erlaubten, Krisengefahren früh zu erkennen. In meinen Seminaren, Vortragen und Workshops über mein Spezialgebiet Unternehmensstrategie war der Anfang immer eine Lagebeurteilung von Wirtschaft und Gesellschaft,
Darüber ich auch regelmässig publizierte. Ohne eine Lagebeurteilung kann man keine richtige Strategie machen.
Ich lernte Trends und Muster zu erkennen, Risiken richtig einzuschätzen, konnte mit erfahrenen Berufs-Tradern Erfahrungen austauschen, ich erkannte, dass das Money Management noch wichtiger war, als die Trendeinschätzung, lernte Stops zu setzen und experimentierte mit sämtlichen Trading Systemen, die es damals schon reichlich gab.
Ausserdem befasse ich mich als Wirtschaftswissenschafter fast mein ganzes Leben auch mit den Finanzkrisen, die sich durch die ganze Geschichte hindurchziehen. Um sich auszukennen, muss man viel weiter zurückgehen, als die bescheidenen 800 Jahre, die z. B. Rogoff in seinem Buch behandelt. Dies gibt ein zu beschränktes Bild. So zeigt sich denn auch, dass z. B. 44 v.Chr. Cäsar nicht, wie allgemein behauptet, wegen seines Machthungers ermordet wurde, sondern wegen seiner Bekämpfung der schweren Deflation, die Rom damals in die Knie zwang, die Preise ins Bodenlose trieb und die Bauern in bittere Armut. Um die Wirtschaft wieder zu stabilisieren, hatte Cäsar eine Strategie, die die damaligen Banken in den Bankrott getrieben hätte, weswegen er zu sterben hatte. Deswegen blieb der Bankenkollaps aber wenig später nicht aus. Erst nach der Ermordung von 2000 der Reichsten Roms und jahrelangen Kriegen kam wieder eine Goldene Zeit für Rom.
Als dann in den 1990er Jahren als scheinbares HighTech Trading die computerisierten Trading Methoden Mode wurden, und alle Welt glaubte, damit rasch reich zu werden, konnte ich nur lächeln. Die meisten dieser Trading Systems gibt es bereits seit Anfang des 20. Jhs und z. T. noch länger. Da ist kaum etwas Neues hinzugekommen, ausser Oberflächen-Computerisierung, aber die Masse entdeckte diese Systeme erst so spät. An der Logik der Märkte hat sich dadurch nichts geändert. Allerdings lässt sich durch die schönen Bildschirme die Psychologie der Menschen leichter manipulieren. Die meisten dieser „todsicheren“ Systeme sind garantierte Wege, sein Geld zu verlieren.
In diesen vielen Jahrzehnten habe ich an den Märkten alles erlebt, wirklich alles … Selbst in den innersten Finanzkreisen gibt es kaum jemanden, der über so lange Erfahrung verfügt. Mit dieser – und mit weit über die Ökonomie hinausgehenden Systemmethoden – habe ich den Crash 1987 rechtzeitig kommen sehen und mit immer weiter verfeinerten Methoden danach noch zuverlässigere Szenarien erstellen. So z. B. lange im voraus für den Absturz der New Economy im März 2000 und ein komplettes Deflationsszenario Anfangs 2004, als mit Ausnahme von 3 oder 4 anderen Spezialisten so gut wie alle noch an ewigen Wohlstand glaubten und Kenneth Rogoff gerade mal seine erste vage Ahnung äusserte, aber ohne jedes Detail.
Im Januar mache ich in meinem Managementletter jedes Jahr eine Lagebeurteilung. Wenn es ganz Aktuelles gibt, dann informiere ich in unseren Online-Mails.
Was halten Sie in diesem Zusammenhang von den Methoden der statistischen Physik, mit denen bei manchen Firmen Börsenkurse analysiert und offenbar teilweise auch Gewinne realisiert werden?
Sind diese tatsächlich in der Lage, das Verhalten eines Systems einigermaßen korrekt vorherzusagen? Die ursprüngliche Aufgabe der statistischen Physik ist es ja, aus den mikroskopischen Eigenschaften atomarer Bausteine auf die makroskopisch beobachtbaren Systemeigenschaften zu schließen.
Diese Aufgabenstellung ist ja verwandt mit der Aufgabe, aus dem Verhalten vieler einzelner Marktteilnehmer auf das Gesamtverhalten des Marktes zu schließen.
Jedenfalls habe ich mir das Buch von Ashby besorgt und hoffe, bald Zeit zu dessen Lektüre zu haben.
Ich halte nichts davon, denn Märkte verhalten sich nicht nach den Gesetzen der Physik. Aber natürlich wird von jedem System behauptet, dass mit ihm Gewinne realisiert würden.
„Im Januar mache ich in meinem Managementletter jedes Jahr eine Lagebeurteilung. Wenn es ganz Aktuelles gibt, dann informiere ich in unseren Online-Mails.“
Januar ist schon bald und ich würde diesen Letter zur Lagebeurteilung gerne erwerben.
Gibt es dafür einen Termin ?
Im übrigen habe ich mir eine ausführlichere Darstellung dieser Cäsar Sache von von C. Martin alias „Dottore“
angesehen. Ich habe zwar keine Kenntnis darüber, was heutzutage an den Schulen dazu gelehrt wird, aber
für mich ist das eine neue Darstellung/Erklärung. Bin mir sehr sicher das es niemals auch nur erwähnt wurde.
Siehe E-Mail für den MOM. Im Januar dann mehr.
Dr. Paul C. Martin ist nicht nur ein guter Ökonom, sondern auch ein hervorragender Historiker. Nicht umsonst empfehle ich seine Bücher.